Trotz Corona-Krise gilt: Bei ersten Anzeichen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls sofort Klinik aufsuchen

Die Uniklinik RWTH Aachen appelliert an die Bevölkerung, Symptome eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls ernst zu nehmen, und bei Verdacht trotz Corona-Krise umgehend eine Klinik aufzusuchen. „Wir stellen vermehrt fest, dass Menschen mit ernsten Gesundheitsproblemen keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, aus Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren,“ teilt Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, besorgt mit. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist ein deutlicher Rückgang von Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten zu beobachten. Die Vermutung liegt nahe, dass Betroffene zunehmend verunsichert sind, ob sie in der aktuellen Situation eine Klinik aufsuchen sollten. „Das darf nicht sein. Notfälle bleiben Notfälle und werden immer rund um die Uhr behandelt, auch in Zeiten von Corona“, betont Prof. Marx.

Jede Minute zählt

Bei diesen Krankheitsbildern handelt es sich um Akut- und Notfallerkrankungen. Erfolgt die Behandlung zu spät, kann dies lebensbedrohliche Folgen haben. Aus diesem Grund müssen Patienten schon bei ersten Anzeichen umgehend in die Klinik verlegt werden. „Eine ausbleibende oder verzögerte Behandlung ist für die meisten Patientinnen und Patienten womöglich gefährlicher und fataler als die verhältnismäßig geringe Wahrscheinlichkeit, sich beim Besuch eines Krankenhauses mit dem Coronavirus zu infizieren“, macht der Kardiologe deutlich. Schlaganfall- und Herzinfarkterkrankungen müssen unverzüglich im Krankenhaus behandelt werden, da sonst irreparable Schäden drohen und mitunter schwere Folgen wie beispielsweise Lähmungen, Herzmuskelschwäche oder Herzrhythmusstörungen mit sich bringen und auch zum Tod führen können. „Deshalb: Haben Sie im Ernstfall keine Scheu davor, den Rettungsdienst beziehungsweise Notarzt über die Notrufnummer 112 zu kontaktieren!“, so der Mediziner.

Warnsignale ernst nehmen

Ein Herzinfarkt wird häufig zu spät erkannt – vor allem bei Frauen. Nur die Hälfte der Patientinnen hat klassische Symptome. Beim Rest überwiegt ein Komplex an Symptomen, die frau nicht unbedingt als problematisch ansieht. Statt starker Schmerzen handelt es sich dabei im Vergleich zu Männern deutlich häufiger um ein Druck- oder Luftnot, das aber mindestens genauso ernst genommen werden sollte. Denn jeder Herzinfarkt – unabhängig von der Art der Beschwerden – kann jederzeit und ohne weitere Vorankündigung einen plötzlichen Herzstillstand verursachen. Ein besonders ernstes Warnsignal ist das nächtliche Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb.

Weitere mögliche Alarmzeichen für einen Herzinfarkt sind:

  • Starke, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, die in den linken Arm oder in beide Arme, in Hals, Kiefer, Schulterblätter, Oberbauch oder Nacken ausstrahlen können
  • Engegefühl, heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb
  • Blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe
  • Atemnot, Unruhe
  • Übelkeit, Erbrechen
  • (Todes-)Angst
  • Schwindel, Schwächegefühl oder Bewusstlosigkeit
  • Bei Frauen mit Herzinfarkt bleiben Schmerzen im Brustkorb häufig aus. Oftmals sind Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch oder Atemnot die einzigen Beschwerden.
  • Patienten mit Diabetes haben ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko. Nicht selten verursacht ein Herzinfarkt bei ihnen nur geringe oder untypische Symptome. Beschwerden daher unbedingt ernst nehmen!

„Time is brain“ – Zeit kostet Gehirn

Auch beim Schlaganfall gilt: Keine Zeit verlieren. „„Ein Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall“, betont Univ.-Prof. Dr. med. Jörg B. Schulz, Direktor der Klinik für Neurologie an der Uniklinik RWTH Aachen. In der Akut-Behandlung des Schlaganfalls geht es um jede Minute. „Es gilt die Devise: ‚Time is brain‘, das heißt, jede Minute des Zögerns erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient stirbt oder bleibende Behinderungen und Schäden im Gehirn erleidet. Durch ein Abwarten, ob die Symptome auch wieder von alleine verschwinden, wird kostbare Zeit verloren, die zu bleibenden Schäden führt.“ Auch der Neurologe sieht in so einem Ernstfall die Angst vor einer Ansteckung mit dem SARS-Co2-Virus als unbegründet an: „In der Uniklinik achten wir strengsten darauf, dass die ‚normale‘ Notfallversorgung von der Aufnahme und Versorgung infizierter Corona-Patienten getrennt ist.“

Wichtigstes Anzeichen eines Schlaganfalls sind plötzlich auftretende Ausfallerscheinungen. Das können zum Beispiel Lähmungen oder Schwäche einer Körperhälfte oder eines Körperteils sein. Auch Taubheitsgefühle, Schwindel, Seh- oder Bewusstseinsstörungen, Verständnisstörungen sowie Sprachstörungen und auch plötzliche starke Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall hindeuten.

Wichtig: Sowohl beim Herzinfarkt als auch beim Schlaganfall treten Warnzeichen nicht zwingend alle gemeinsam auf. Bereits eines dieser Symptome kann auf eine schwere Erkrankung hindeuten. Dabei sagt auch die Intensität der Symptome nichts über die Bedrohlichkeit aus. Umso wichtiger ist es, bei ersten Anzeichen sofort Rettungsdienst und Notarzt zu rufen.

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