Versorgungswege der Patienten untersuchen

Oldenburger Mediziner erhalten rund eine Million Euro für Studie zu Gemeindenotfallsanitätern

Rettungsdienste bei nicht lebensbedrohlichen Notfällen entlasten – das könnten künftig Gemeindenotfallsanitäter leisten. Ob und wie speziell geschulte Sanitäter tatsächlich dazu beitragen, die hohe Belastung von Notaufnahmen und Rettungsdiensten zu verringern, untersucht jetzt ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Oldenburg. Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) – dem Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen – fördert das Vorhaben „Inanspruchnahme, Leistungen und Effekte des Gemeindenotfallsanitäters (ILEG)“ mit 1,1 Millionen Euro. An dem Projekt beteiligt sind neben der Universität Oldenburg auch die Universitäten Maastricht und Magdeburg sowie das Institut für Medizinische Informatik an der Uniklinik RWTH Aachen unter Leitung von Institutsdirektor Univ.-Prof. Dr. Rainer Röhrig. 

Das „Oldenburger Forschungsnetzwerk Notfall- und Intensivmedizin“ der Universität begleitet das Projekt unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Ulf Günther vom Klinikum Oldenburg bereits seit dem 1. Januar 2019. Das Vorhaben der Berufsfeuerwehr Oldenburg, des Deutschen Roten Kreuzes Cloppenburg, der Malteser Hilfsdienste Oldenburg und Vechta, des Rettungsdiensts Ammerland sowie der Großleitstelle Oldenburger Land und der Leitstelle Vechta ermöglicht bereits den probeweisen Einsatz der Gemeindesnotfallsanitäter. Bisher haben die Forscherinnen und Forscher des Netzwerks mit Hilfe von Fragebögen die Einsätze der Gemeindenotfallsanitäter analysiert – etwa, wie dringlich diese Einsätze waren oder obzusätzliche Rettungsmittel benötigt wurden.

In dem neuen Vorhaben untersuchen sie nun, wie sich die Inanspruchnahme von Rettungsdiensten und Notaufnahmen durch den Einsatz von Gemeindenotfallsanitätern tatsächlich geändert hat. Daneben untersuchen die Experten, wie die Versorgung der Patienten konkret abläuft – von der ersten Meldung in der Leitstelle bis hin zur möglicherweise stattfindenden Behandlung in einer weiterversorgenden Einrichtung.

Die Wissenschaftler wollen zudem erfahren, in welchen Fällen die Gemeindenotfallsanitäter zum Einsatz kamen und welche Leistungen erbracht wurden. Dafür sollen ab Januar 2020 etwa
tausend Patienten in vier Kommunen Nordwest-Niedersachsens (Stadt Oldenburg, Landkreis Ammerland, Landkreis Vechta, Landkreis Ammerland) mittels Fragebögen zu ihren Erfahrungen befragt werden. Außerdem wollen die Forscher nachverfolgen, wie die Behandlung nach dem Einsatz der Gemeindenotfallsanitäter weiterging. Dafür werten sie beispielsweise Dokumente aus, die in der Notaufnahme oder bei der Entlassung entstehen. Das Nachverfolgen des weiteren Verlaufs ermöglicht den Forschern zu bewerten, ob die Einschätzungen von Leitstellendisponenten und Gemeindenotfallsanitätern richtig waren. Ziel ist, aus diesen Erkenntnissen Leitlinien ableiten zu können.

Seit Jahren steigt die Zahl der Einsätze von Rettungsdiensten. Doch bei jedem dritten Einsatz geht es nicht um einen lebensbedrohlichen Notfall, sondern um medizinische Hilfe unterhalb der Notfallschwelle. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt der Gemeindenotfallsanitäter ins Leben gerufen, finanziert durch die AOK Niedersachsen und den Verband der Ersatzkassen (VdEK) Niedersachsen. Derzeit gibt es 26 Gemeindenotfallsanitäter, die zu Hilfesuchenden fahren, wenn die Rettungsleitstelle sie nicht als akute Notfälle einstuft. So muss der für Notfälle vorgesehene Rettungswagen nicht in jedem Fall ausrücken. Die Gemeindenotfallsanitäterin oder der Gemeindenotfallsanitäter leisten vor Ort direkte Hilfestellung und greifen bei Bedarf auf das Netzwerk der ambulanten Versorgung sowie auf telemedizinische Unterstützung aus dem Klinikum Oldenburg zurück.

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