Peritonealkarzinose, CRS und HIPEC
Die Ausbreitung eines bösartigen Tumors im Bauchfell (Peritonealkarzinose) wurde lange Zeit als das Endstadium einer Erkrankung ohne Möglichkeit auf eine heilende Behandlung angesehen. Durch Einführung des multimodalen Therapiekonzeptes aus Zytoreduktiver Chirurgie (CRS) kombiniert mit einer intraoperativen hyperthermen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) durch den US-amerikanischen Chirurgen Paul Hendrick Sugarbaker kann Patienten erstmals eine Behandlung in kurativer Intention angeboten werden.
CRS und HIPEC im Kindes- und Erwachsenenalter
Wissenschaftliche Studien belegen den hohen Stellenwert der CRS und HIPEC für zahlreiche bösartige Erkrankungen im Erwachsenenalter. Neben peritoneal metastasierten bösartigen Tumoren des Dick- und Mastdarms (Kolon- und Rektumkarzinom), des Blinddarms (Appendixkarzinom) und des Magens sind das Pseudomyxoma peritonei (Schleimbildender Tumor des Bauchfells) und primäre peritoneale Tumore wie das Mesotheliom Indikationen für eine CRS und HIPEC. In seltenen Fällen hat die CRS und HIPEC eine wesentliche Bedeutung in der Behandlung bösartiger, peritoneal metastasierter Tumore im Kindesalter (z.B. beim peritoneal metastasierten HCC, Mesotheliom, DSRCT, Rhabdomyosarkom u.a.).
Grundprinzip der operativen Behandlung besteht in der vollständigen, makroskopischen Entfernung der Tumorherde. Kombiniert wird dieses Vorgehen mit einer intraoperativen hyperthermen Chemotherapie des Bauchraumes, um auch nicht sichtbare, mikroskopische Tumorreste zu zerstören. Die Operationen erfordern hohe viszeralchirurgische Kompetenzen, da die Resektionen mitunter ausgedehnt sein können (Multiviszerale Resektionen). Alle befallenen Anteile des Bauchfells (Peritoneum) der Bauchwand und der inneren Organe müssen entfernt werden, wenn notwendig auch durch Resektion oder Teilresektionen von Organen. Zum Schutz von angelegten Nahtverbindungen (Anastomosen) kann die Anlag eines vorübergehenden künstlichen Darmausganges erforderlich sein. Nach Abschluss der chirurgischen Resektion erfolgt die Platzierung von Spüldrainagen und Temperatursonden im Bauchraum und die Bauchhöhle wird bereits verschlossen. Bei weiter bestehender Narkose wird zunächst eine erhitzte Perfusionslösung aktiv in den Bauchraum geleitet. Die Perfusionslösung zirkuliert kontinuierlich durch die Bauchhöhle und wird schrittweise weiter erwärmt. Bei einer intraabdominell gemessenen Temperatur von 41-43 °C wird bereits durch die Hitze ein zytotoxischer Effekt erzielt. Der Spüllösung wird dann abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung eine Chemotherapie hinzugesetzt, die peritoneal appliziert eine exponentiell höhere Zytotoxizität verglichen zur intravenös verabreichten Therapie besitzt. Die erklärt die hohe Effektivität bei einmaliger Prozedur. Nach Abschluss der Perfusion werden bereits im OP-Saal die Temperatursonden entfernt. Unsere Patienten werden in den ersten 24 Stunden intensivmedizinisch überwacht und unterstützt.
Postoperativ werden die eingebrachten Drainagen schnellstmöglich, häufig bereits am ersten postoperativen Tag, entfernt. Der Kostaufbau erfolgt bereits am Operationstag und auch die Mobilisation und Atemtherapie mit Unterstützung der Physiotherapie beginnt bereits am Operationstag. Auf unseren speziell für die Belange komplex operierter Patienten ausgerichteten Pflegestationen erfolgt die weitere Versorgung und Fürsorge unserer Patienten. Bereits im stationären Aufenthalt erfolgt postoperativ die Diskussion des weiteren Therapiekonzeptes mit allen an der Behandlung beteiligten Spezialisten der zuständigen Fachdisziplinen in der Interdisziplinären Tumorkonferenz, so dass alle Patienten bereits im Aufenthalt weiter angebunden werden. Bei Bedarf organisieren wir mit Unterstützung unseres Case Managements oder unseres Sozialdienstes für alle Patienten ein Anschlussheilkonzept oder die weitere häusliche Versorgung
Expertise und individuelles Therapieangebot
Große wissenschaftliche Studien haben neben der Tumorlast des Patienten, die besondere Bedeutung der Erfahrung des Operateurs in der Behandlung des Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose) offengelegt. Mit mehr als 150 durchgeführten HIPEC-Prozeduren seit am ESCAM, stellen wir national und international eines der volumenstärksten Zentren dar. Derzeit können wir jährlich mehr als 40 Patienten ein individuelles Therapiekonzept anbieten und damit eine bestmögliche Behandlung zukommen lassen. Als eine von sehr wenigen Zentren international bieten wir in enger Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen der Pädiatrischen Hämatologie und Onkologie in besonderen Fällen diese Therapie auch für Kinder an.
Wir versuchen die Behandlungsqualität unserer Patienten ständig weiterzuentwickeln und auf dem höchsten Niveau anzubieten. Dazu ist es aus unserer Sicht unerlässlich, unsere Behandlung fortwährend zu beurteilen und wissenschaftlich fundiert auszuwerten. Neben der Erfassung der perioperativen Daten der Behandlung, sorgen wir unsere Patienten aktiv nach und erfassen Daten zum weiteren Erkrankungsverlauf und zur Lebensqualität. Um diese Erkrankungen aber weiter verstehen und die Behandlung relevant verbessern zu können, sind translationale Forschungsbestrebungen die Grundlage. Daher Untersuchen wir anhand von Gewebeproben und experimentellen Studien die Hintergründe zur Entstehung von peritonealen Metastasen und versuchen diese Ergebnisse in die Praxis zu übertragen.
Gerne stellen wir Ihnen unsere Erfahrung in der Behandlung der peritonealen Karzinose mit CRS und HIPEC zur Verfügung. Wir bieten Ihnen eine persönliche Beratung, um Ihre individuelle Situation zu analysieren und erstellen im interdisziplinären Tumorboard ein individuelles Therapiekonzept für Sie. Dazu können Sie uns jederzeit kontaktieren: