Finanziell geförderte "Innovative Lehrprojekte" (2008-2009)

  • Genetische Beratungen und ihre ethischen Dimen­sio­nen: Fall­bei­spiele und praktische Übungen
  • Körpermodifikationen (Piercings und Tattoos) in medizinischer und ethischer Sicht (Lifestyle-Eingriffe)
  • Medizinethische Fallbesprechungen in Kleingruppen mit den didaktischen Tools Rollenspiel und Podiumsdiskussion
  • Neuro-Ethik: Chancen und Risiken der Neurowissenschaften


Genetische Beratungen und ihre ethischen Dimen­sio­nen: Fall­bei­spiele und praktische Übungen

Ein Lehrprojekt im Rahmen von "AIXTRA" (2008- 2009)

Antragsteller: Dagmar Schmitz (Projektleiterin und AIXTRA-Dozentin), Prof. Dr. med. Sabine Rudnik-Schöneborn (Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Aachen)

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts

Der Einsatz gendiagnostischer Verfahren sowie die Vermittlung gendiagnostischer Befunde wer­den in allen klinischen Fachdisziplinen zunehmend wichtiger. Die niedergelassene Gy­nä­ko­lo­gin erhebt und interpretiert genetische Befunde im Rahmen der Pränataldiagnostik; der As­sis­tenz­arzt in der Kinderklinik geht dem Verdacht auf eine erblich bedingte Stoff­wech­sel­er­krankung bei einem Kleinkind nach; der Internist wird von einem Patienten nach der Wahr­scheinlichkeit gefragt, dass sein Diabetes bei einem seiner Kinder wieder auftritt. Diese Lis­te ließe sich für viele weitere Disziplinen fortsetzen. In dem Maße aber, in dem gen­di­a­gnos­tische Untersuchungen und Befunde in vielen klinischen Disziplinen an Bedeutung gewin­nen, spielen auch die damit verbundenen medizinethischen Aspekte eine zunehmend wich­ti­gere Rolle. Welche Konsequenzen ergeben sich aus einem auffälligen prä­na­tal­di­a­gnos­tischen Befund und wie sollen die Betroffenen (die Schwangere bzw. das Paar, aber auch die Ärz­tin) mit den Entscheidungskonflikten umgehen? Wie können Eltern eines an einer erb­lich­en Stoffwechselerkrankung leidenden Kindes mit einer weiteren Schwangerschaft um­gehen? Haben Kinder ein Recht darauf, über mögliche genetisch be­ding­te Er­krank­ungs­ri­si­ken von ihren Eltern aufgeklärt zu werden oder haben sie ein Recht da­rauf, gerade solche Ri­si­ken nicht zu kennen und unbeschwert aufzuwachsen?

In diesem Kurs sollen die Studierenden in klinisch-genetische Fragestellungen und die damit zusammenhängenden ethischen Aspekte eingeführt sowie für die entsprechenden Be­ra­tungs­situ­ationen trainiert werden. Der Kurs ist dreiteilig aufgebaut:

(1) theoretische Einführung sowohl in Grundprinzipien der genetischen Beratung wie auch in deren ethische Komplexität (Kurstermine 1, 3 und´7),

(2) Teilnahme an einer genetischen Beratung (Kurstermin 2) in der Ambulanz des Insti­tu­tes für Humangenetik (nach individueller Terminabsprache),

(3) Rollenspiele mit Simulationspatienten (Kurstermin 4, 5 und 6).

Das AIXTRA-Seminar wurde durchgeführt von Dagmar Schmitz.

_________________________________________________________

Körpermodifikationen (Piercings und Tattoos) in medizinischer und ethischer Sicht (Lifestyle-Eingriffe)

Lifestyle-Eingriffe: Piercings und Tattoos (ab WS 2008/09)

Antragsteller: Gereon Schäfer (Projektleiter) und Arnd T. May

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts

Lifestyle-Eingriffe wie Piercings und Tattoos halten zunehmend Einzug in den (zahn)ärztlichen Alltag. Einerseits wird dabei die Forderung laut, Mediziner sollten derartige Eingriffe selbst durchführen, um deren medizinische Risiken zu reduzieren, andererseits lehnen die ärztlichen Standesorganisationen und Selbstverwaltungsorgane dies ab mit dem Hinweis, derartige Eingriffe gehörten nicht zum ärztlichen Heilsauftrag.

Nichtsdestotrotz müssen sich Ärzte mit den teils gravierenden medizinischen Folgen von Piercings und Tattoos, aber auch mit der Frage der Kostenübernahme bei Folgeschäden auseinandersetzen.

Im Rahmen der Lehrinitiative sollen die Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten von Klinikern, Juristen und Medizinethikern zusammengeführt werden, um (1) klinisches Fachwissen über die möglichen Folgen derartiger Eingriffe, (2) medizinrechtliche Kenntnisse über den ärztlichen Umgang mit dem neu eingeführten "Verursacherprinzip" und (3) entsprechende medizinethische Kompetenzen praxisnah zu vermitteln und zu vertiefen. Dabei wird zugleich (4) das Ziel verfolgt, die Beratungskompetenz der Studierenden im Zusammenhang mit Lifestyle- und Wunscheingriffen zu schulen, und die Fähigkeit zu fördern, die eigene Position sowie fremde Positionen kritisch zu hinterfragen. Der Besuch eines Tattoo-Studios ist Bestandteil der Lehrveranstaltung.

Das Lehrprojekt bedient sich folgender didaktischer Ansätze:

(1) Theoretische Wissensvermittlung über die medizinischen Risiken und Komplikationen, die arztrechtlichen Bestimmungen und die ethisch relevanten Aspekte von Lifestyle-Eingriffen,

(2) Rollenspiele unter Einbeziehung der verfügbaren Schauspielerpatienten und

(3) Präsentation realer klinischer Patientenfälle aus verschiedenen Fachdisziplinen.

Das Lehrprojekt wird durchgeführt von Gereon Schäfer und Kollegen aus dem Universitätsklinikum Aachen mit Unterstützung von Alexander Wehr (Hilfskraft).

_________________________________________________________

Medizinethische Fallbesprechungen in Kleingruppen mit den didaktischen Tools Rollenspiel und Podiumsdiskussion

Dr. phil. Dipl.-Phys. Sabine Müller, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin

Dr. phil. Arnd T. May, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts

Im Rahmen eines Pilotprojekts über zwei Semester wurden in Kleingruppenseminaren reale klinische Fälle, die ethische Dilemmata zeigen, diskutiert. Kliniker des UKA stellten die Kasuistiken bereit. Anschließend vermittelte ein Medizinethiker den Studierenden die aktuelle Rechtslage zu dem behandelten Fall und informierte über mögliche juristische Fallstricke. Die Studierenden diskutierten sodann die medizinethischen Probleme des Falls unter Moderation des Medizinethikers. Im nächsten Schritt sollten die Studierenden die verschiedenen Perspektiven und Positionen der im Fall beteiligten Personen erfahren, indem sie deren Rolle einnahmen. Dazu wurden - je nach Problemstellung - Rollenspiele bzw. Podiumsdiskussionen durchgeführt. (In Rollenspielen kann beispielsweise der Konflikt um die Freigabe der Organe eines hirntoten Patienten zur Transplantation zwischen verschiedenen Angehörigen und Ärzten dargestellt werden. Podiumsdiskussionen bieten demgegenüber die Möglichkeit, grundsätzliche Pro- und Contra-Argumente in ethischen Dilemma-Situationen auszutauschen.)

Ziel des Projektes war es, medizinethische Probleme praxisnah und lebendig zu vermitteln, um Studierende besser auf berufliche Problemsituationen vorzubereiten und ihnen die Möglichkeit zur Reflexion und zum Austausch zu geben.

Aufgabenbereich der Hilfskraft

  • Literaturrecherche
  • Leitung von Rollenspielen und Podiumsdiskussionen
  • Hilfe beim Erstellen von Präsentationen
  • Statistische Auswertung der Befragung von Studierenden zu deren normativen Einstellungen

Das Lehrprojekt wurde durchgeführt von Sabine Müller und Arnd T. May mit Unterstützung von Stefan Gingele (Hilfskraft)

_________________________________________________________

Neuro-Ethik: Chancen und Risiken der Neurowissenschaften

Antragsteller: Sabine Müller und OA Dr. med. Ansel van Oosterhout, Gamma Knife Zentrum des UKA (gemeinsame Projektleiter)

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts

Das Seminar sollte Studierende in die medizinethische Diskussion über neurowissenschaftliche Anwendungen in der Medizin einführen. Letztere eröffnen vor allem in der Neurologie, der Neurochirurgie, der Radiologie und der Psychiatrie neue Behandlungschancen. Doch die gewachsenen Möglichkeiten der Medizin durch die neurowissenschaftlichen Methoden der funktionellen Bildgebung, der Psychopharmakologie, der Mikro- und Radiochirurgie, der elektrischen oder magnetischen Hirnstimulation stellen Ärzte und Patienten auch vor besondere Entscheidungsprobleme und ethische Herausforderungen.

Die Studierenden sollten zum einen die klinische Anwendung neurowissenschaftlicher Methoden kennen lernen, zum anderen in die medizinethische Diskussion dieser Anwendungen eingeführt werden. In Kleingruppen erlernten sie eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten.

Am Schluss des Seminars stand ein Besuch im Gamma Knife Zentrum des UKA, wo die Studierenden Einblick in eine nicht-invasive, ambulante Behandlung von Gehirntumoren und anderen Gehirnerkrankungen erhielten.

Aufgabenbereich der Hilfskräfte:

  • Literaturrecherche
  • Vorbereitung von Terminen mit Selbsthilfegruppen und in der Klinik
  • Hilfe beim Erstellen von Präsentationen

Das Lehrprojekt wurde durchgeführt von Sabine Müller und Ansel van Oosterhout mit Unterstützung von Jochen Förster und Anna Müller (Hilfskräfte).