Erbliche Nierenerkrankungen
Basispanel Zystennierenerkrankung, autosomal dominant:
PKD1*, PKD2, HNF1B, UMOD, GANAB, PAX2
* PKD1 Exons 1-33 durch konventionelle Sangersequenzierung
Basispanel Zystennierenerkrankung, ARPKD und Differenzialdiagnosen:
PKHD1, HNF1B, NPHP2, NPHP3, DZIP1L
Zystennierenerkrankungen sind klinisch und genetisch heterogen. Die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) zählt zu den häufigsten erblichen Nierenerkrankungen und ist auf Mutationen in den Genen PKD1 und PKD2 zurückzuführen. Hiervon abzugrenzen ist die autosomal rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD), die sich meist bereits pränatal manifestiert und deren molekulare Ursache Mutationen im PKHD1-Gen sind. Die Mutationsdetektionsraten betragen bei eindeutiger klinischer Diagnose sowohl bei der ADPKD als auch bei der ARPKD bis zu 90 %. In Fällen von Zystennierenerkrankungen, in denen anhand der Familienanamnese, des Krankheitsverlaufes, der sonographischen und/oder histopathologischen Befunde keine eindeutige differentialdiagnostische Zuordnung möglich ist und/oder andere als die beiden genannten Hauptformen wahrscheinlich erscheinen, kann eine molekulargenetische Abklärung mittels einer Panelanalyse die exakte Zuordnung erleichtern. Neben den angeführten Basispanels kann von uns in Absprache mit dem Einsender auch eine erweiterte Paneldiagnostik angeboten werden. Hierzu bitten wir um kurze Rücksprache (humangenetikukaachende oder telefonisch: 0241 80-80178 oder 80-80427).
Basispanel Kongenitale Anomalien der Nieren und der ableitenden Harnwege (CAKUT):
HNF1B, DSTYK, PAX2, EYA1, ROBO2, GATA3, TBX18, CHD1L, SALL1, BMP4
Basispanel Nierenagenesie/-hypoplasie:
RET, ITGA8, HNF1B, PAX2, EYA1, GREB1L, FGF20
Angeborene Fehlbildungen des oberen und unteren Harntraktes werden unter dem Begriff CAKUT („Congenital abnormalities of the kidney and the unrinary tract“) zusammengefasst. Sie stellen die Hauptursache für chronisches Nierenversagen im Kindesalter dar. Zu CAKUT zählen u.a. Nierenagenesien, Nierenhypoplasien und (zystische) Nierendysplasien. Die Ursachen für CAKUT sind sehr heterogen. Durch Untersuchung der beiden als derzeit häufigste genetische Ursache für ein CAKUT angesehenen Gene HNF1B und PAX2 lassen sich in Abhängigkeit des untersuchten Patientenkollektivs nur 5-15 % der Fälle aufklären. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Gene als Ursache für CAKUT bekannt, die jedoch für sich genommen jeweils nur einen kleinen Anteil an der Aufklärungsrate haben. Vor diesem Hintergrund kann eine parallele Untersuchung mehrerer krankheitsrelevanter Gene im Rahmen einer sog. „Panelanalyse“ sinnvoll sein. Neben den angeführten Basispanels kann von uns in Absprache mit dem Einsender auch eine erweiterte Paneldiagnostik (mit > 50 Genen) angeboten werden. Hierzu bitten wir um kurze Rücksprache (humangenetikukaachende oder telefonisch: 0241 80-80178 oder 80-80427).
Panel RTD:
AGT, AGTR1, REN, ACE
Die RTD ist eine schwere Entwicklungsstörung der Niere, die meist zu einer fetalen Anurie führt. Die erbliche RTD wird durch Mutationen in Komponenten des zur Blutdruck-Regulation dienenden Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) verursacht. Pathogene Varianten wurden bisher in den Genen AGTR1 (angiotensin II receptor type 1), AGT (angiotensinogen) und ACE (angiotensin-converting enzyme), und REN (renin) nachgewiesen.
Panel ADTKD:
UMOD, HNF1ß, REN
Gemäß einer aktuellen Klassifikation werden Mutationen des UMOD-Gens, des HNF1B-Gens, des REN-Gens und des MUC1-Gens unter dem Begriff autosomal dominante tubulointerstitielle Nierenerkrankung (ADTKD) zusammengefasst. Als Folge einer interstitiellen Nierenfibrose mit tubulärer Atrophie kommt es meist zwischen dem 3. und 6. Lebensjahrzehnt zu einem terminalen Nierenversagen.
Basispanel Nephronophthise:
Stufe 1: NPHP1 (Deletionstest)
Stufe 2: NPHP1-NPHP6, NPHP11
Stufe 3: NPHP7-NPHP10, NPHP12-NPHP20
Die autosomal rezessive Nephronophthise zählt zu den primären Ziliopathien, bei denen eine Fehlfunktion der primären Zilien bzw. Basalkörper zu unterschiedlichen Entwicklungsstörungen führt. Mutationen in zahlreichen Ziliengenen können eine NPH verursachen. Dabei verhalten sich verschiedene Ziliopathien teils allelisch zueinander, ferner sind modifizierende Gene mit Einfluss auf die klinische Ausprägung beschrieben. Die NPHP zählt mit ca. 6 - 10 % der Fälle zu den häufigsten erblichen Ursachen des chronischen terminalen Nierenversagens im Kindes- und Jugendalter. In etwa 15 % der Fälle kann die NPH mit zusätzlichen, extrarenalen Veränderungen u.a. der Augen, der Leber und des Kleinhirns einhergehen, so dass die Übergänge zum Joubert-Syndrom fließend sind. Bei etwa 20 - 25 % der Patienten finden sich homozygote Deletionen des NPHP1-Gens, so dass es sinnvoll ist, diese gezielte Analyse einer Paneluntersuchung voranzustellen.
Weitere Informationen
- Je nach klinischer Symptomatik kann eine individuelle Auswahl der mittels NGS-Panel zu analysierenden Gene getroffen werden. Hierzu bitten wir um kurze Rücksprache (humangenetik@ukaachen.de oder telefonisch: 0241 80-80178 oder 80-80427).
- Für einige Gene sind allelische Erkrankungen beschrieben, d.h. Mutationen in einem Gen können zu unterschiedlichen klinischen Diagnosen führen. Einige Gene sind ggf. nur in einem der Sub-Panel aufgeführt, werden aber von uns angeboten. Hierzu beachten Sie bitte die alphabetische Liste des Gesamtpanels.