Informationen zu Augenmuskeloperationen

Sehr geehrter Patient, sehr geehrte Patientin, liebe Eltern,

wir planen bei Ihnen / bei Ihrem Kind eine Augenmuskeloperation. Wir möchten Sie nachfolgend über den Ablauf der geplanten Operation informieren.

Bei Ihnen / bei Ihrem Kind liegt eine Fehlstellung der Augen vor, und wir befürworten eine Operation, da oft die beidäugige Zusammenarbeit durch Verlagern / Verkürzen / Verstärken eines oder mehrerer Augenmuskeln verbessert werden kann. Die vorgesehene Operation wird bei Kindern immer in Allgemeinnarkose (Vollnarkose) durchgeführt. Bei Erwachsenen ist je nach geplantem Eingriff auch eine örtliche Betäubung möglich. Wenn dies der Fall ist, werden wir Ihnen die Entscheidung überlassen, ob Sie die Operation lieber in Allgemeinnarkose oder in örtlicher Betäubung durchführen lassen wollen.

Im Rahmen des Aufklärungsgespräches erörtern wir, ob die Operation nur an einem oder gleichzeitig an beiden Augen durchgeführt wird. In Einzelfällen kann es sein, dass sich während des operativen Eingriffes herausstellt, dass eine Änderung oder Erweiterung der Operation erforderlich ist. Wir bitten Sie, auch für diesen seltenen Fall Ihre Einwilligung zur Fortführung des Eingriffs vorab zu erteilen.

Für die Operation ist meist keine spezielle Vorbereitung erforderlich. Manchmal müssen einige Wochen oder Tage vor der stationären Aufnahme Prismenfolien oder ein einseitiger Augenverband getragen werden. Sollte dies der Fall sein, werden wir Ihnen das Vorgehen erklären.
 

Organisatorischer Ablauf des Eingriffes

Am Tag vor der Operation führen wir eine Untersuchung durch. Bitte bringen Sie viel Zeit mit, da auch das Aufklärungsgespräch zur Operation und die Vorstellung beim Narkosearzt stattfinden werden. Sofern Sie nicht schon einen Tag vor der Operation stationär aufgenommen werden, kommen Sie bitte am Operationstag nüchtern (nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen, keine Bonbons, kein Kaugummi) um 07.00 Uhr zur stationären Aufnahme [nur der Patient muss nüchtern sein, nicht die Begleitpersonen]. Sie müssen bereits so früh da sein, weil vor dem operativen Eingriff Medikamente gegeben werden müssen. Sollten Sie später kommen können, werden wir Sie am Tag der ambulanten Voruntersuchung informieren. Meist findet im Verlauf des Vormittags die Operation statt. Bei einer Augenmuskeloperation handelt es sich um einen Eingriff an den Hüllstrukturen des Auges und nicht um einen Eingriff im Augeninneren, das Risiko einer Sehverschlechterung ist daher deutlich geringer als bei anderen Augenoperationen. Eine Verletzung des Auges (Perforation) ist theoretisch möglich, kommt aber sehr selten vor. Entzündungen nach einer Augenmuskeloperation sind selten. Manchmal kommt es während der Operation zu Blutungen, die aber in der Regel gestillt werden können. Insgesamt ist die Komplikationsrate bei Augenmuskeloperationen gering.

Sollte es Ihnen oder Ihrem Kind nach der Operation sehr gut gehen und Sie am Abend nach Hause fahren wollen, so ist dies in Absprache mit uns möglich. Normalerweise werden Sie am Tag nach der Operation von uns entlassen. In Ausnahmefällen kann es vorkommen, dass wir Ihnen einen längeren stationären Aufenthalt empfehlen. Nach der Operation ist die Bindehaut des operierten Auges/ der operierten Augen leicht geschwollen und meist auch gerötet. Die Schwellung nimmt etwa bis zum 4. Tag nach der Operation zunächst zu und klingt dann langsam ab. Um an den Augenmuskeln operieren zu können, muss die darüber liegende Bindehaut ("das Weiße im Auge") eröffnet und hinterher wieder verschlossen werden. Dazu verwenden wir sehr dünnes Nahtmaterial, das sich nach einigen Wochen von alleine auflöst, die Fäden brauchen also nicht gezogen zu werden. Dieses Nahtmaterial verursacht in den ersten Tagen nach der Operation ein Fremdkörpergefühl, ähnlich als hätte man "Sand im Auge"

Nach der Operation müssen 3 mal täglich Tropfen oder Salbe in das operierte Auge/ die operierten Augen gegeben werden. Sie geben bitte einen Tropfen oder einen ca. 1 cm langen Salbenstreifen in den unteren Bindehautsack. Am besten schauen Sie/ Ihr Kind dabei nach oben, das Unterlid muss nach unten gezogen werden. Dann kann der Tropfen/ Salbenstreifen durch leichten Druck auf die Flasche / Tube in den unteren Bindehautsack verabreicht werden. Bitte vermeiden Sie dabei direkten Kontakt der Flasche / Tube mit dem Auge. Falls Sie sich selber tropfen oder salben, stellen Sie sich am besten vor einen Spiegel. Unsere Schwestern auf der Augenstation zeigen Ihnen gern, wie man tropft und salbt. Manchmal öffnen Kinder einige Tage nach einer Augenmuskeloperation die Augen nicht, weil die Situation ungewohnt ist und sie sich erst einmal überwinden müssen die Augen zu öffnen. Dies ist kein Grund zur Besorgnis. Zwingen Sie Ihr Kind bitte nicht, die Augen zu öffnen, sondern warten Sie geduldig ab. Bei geschlossenen Augen ist die Verabreichung von Augensalbe nicht erforderlich.

Gehen Sie bitte kurz nach der Entlassung zu Ihrem behandelnden Augenarzt (diesen Termin am besten schon vor der stationären Aufnahme vereinbaren). Ihr Augenarzt / Ihre Augenärztin sagt Ihnen dann, wann er Sie wiedersehen möchte. Wir würden Sie gerne etwa 3 bis 5 Monate nach der Operation kontrollieren, da erst nach ca. 3 Monaten eine Aussage über die Stabilität des operativen Ergebnisses getroffen werden kann, in Einzelfällen bestellen wir Sie auch früher wieder ein.

Besondere Verhaltensmaßregeln sind nach einer Augenmuskeloperation nicht erforderlich (Ausnahme: drei Wochen lang keine öffentlichen Schwimmbäder besuchen, das chlorierte Wasser ist zu aggressiv); ebenfalls gelten Maßregeln wie beispielsweise "nicht Lesen", "keine körperliche Anstrengung", "kein Flugzeug besteigen" usw. nicht für Augenmuskeloperationen. Es darf gebadet und geduscht werden. Kinder dürfen zum Kindergarten / zur Schule, sobald sie sich wieder wohl fühlten. Erwachsene sollten in der ersten Zeit keine Kraftfahrzeuge führen. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen und richtet sich auch nach dem ausgeübten Beruf.

Beim Schielen (egal ob angeboren oder erworben) handelt es sich um eine "Steuerungsstörung der Augenbewegungen durch das Gehirn", meist sind die Augenmuskeln nicht Ursache der Störung. Da wir das Gehirn nicht manipulieren können, verlagern wir die Augenmuskeln und passen so die Augenstellung der Fehlsteuerung durch das Gehirn an. Wir operieren also "am falschen Ende". Dies kann bedeuten, dass wir nach einer Operation einen restlichen Schielwinkel oder einen Übereffekt haben und erneut operieren müssen. Dieses Risiko variiert von Fall zu Fall erheblich und wird im Rahmen der Aufklärung mit Ihnen besprochen. Manchmal treten nach einer Operation Doppelbilder auf. Meist handelt es sich um ein vorübergehendes Problem. Oft ist ein Ausgleich mit Prismenfolien erforderlich. Das Risiko variiert ebenfalls von Fall zu Fall erheblich, und wir besprechen es vor der Operation mit Ihnen.

Häufig taucht die Frage auf, ob nach einer Augenmuskeloperation die Brille weggelassen werden kann. Die Antwort ist "nein". Wir können eine Brille nicht "wegoperieren", im Gegenteil, wir passen die Operation dem Befund mit Brille an, da ansonsten im späteren Leben Probleme entstehen könnten. Eventuell kann nach einer Operation auf das Nahteil einer Kinderbrille verzichtet werden, oder die Anpassung von Kontaktlinsen wird möglich, nachdem die Bindehaut verheilt ist.

Bei Kindern ist besonders wichtig, dass eine Amblyopietherapie (Abkleben des sehbesseren Auges für eine gewisse Zeit des Tages, um das schlechtere Auge zu trainieren) auch nach einer Augenmuskeloperation weiter fortgeführt werden muss! Auch wenn das Schielen nach einer Augenmuskeloperation nicht mehr auffällt, schaltet das Gehirn oft weiter den zentralen Seheindruck eines Auges ab. Um dieses Auge zu trainieren, muss bis zum Ende der Pubertät eine regelmäßige Nachsorge beim Augenarzt erfolgen und die Amblyopietherapie je nach Befund fortgesetzt werden.

Wir haben uns bemüht, Ihnen mit Hilfe des Infoblattes einige Informationen zu geben. Viele Aspekte sind von Fall zu Fall so unterschiedlich, dass sie sich nur im Einzelgespräch klären lassen. Wir erläutern Ihnen die für uns wichtigen Besonderheiten während des Aufklärungsgespräches, bitte scheuen Sie sich nicht, uns die für Sie wichtigen Fragen zu stellen.