Literaturgruppe

"Schlimm ist es, dass es so wenig Nahrung für die Seele gibt, ich konnte nicht mehr lesen und auch kein Gespräch über Dinge anfangen, die mich interessierten, ich konnte lediglich zuhören."

Dieser Satz einer früheren Patientin war für Petra Houy und für Eva Boßmann vor einigen Jahren der Anstoß, auf der Aachener Aphasiestation eine Literaturgruppe ins Leben zu rufen. Hier werden Geschichten erzählt, Texte vorgelesen und zusammen besprochen. Die Literaturgruppe findet wöchentlich statt.

Die Literaturarbeit mit Aphasikern ist angelehnt an die klassische Bibliotherapie ("gelenktes Lesen mit Gruppendiskussion") und wird an die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Sprachstörungen angepasst. Das Erleben und die Freude an Literatur und Poesie stehen im Vordergrund. Alle Teilnehmer sind eingeladen, sich mit ihren sprachlichen Möglichkeiten zu beteiligen und neue Sichtweisen und Herangehensweisen an eine Geschichte zu erfahren.

Neben den kommunikativen und ästhetischen Aspekten hat die Literaturgruppe die Zielsetzung, intellektuell zu stimulieren und neue Einsichten zu erfahren.

Begriffsbestimmung. Die sprachliche Schönheit eines Textes, gepaart mit neuen Erkenntnissen aber auch tröstlichen Einsichten werden auf poetische Weise vermittelt und gern angenommen.

Was wird vorgelesen?
Die Auswahl der Texte orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen und Interessensbereichen und sprachlichen Möglichkeiten der Teilnehmer. Es können Lieblingsgeschichten aus der Kindheit sein oder einfach Geschichten, die als Erwachsene interessieren. Eine Novelle des Dichters Giovanni Boccaccio gehört genauso zum Repertoire wie ein Text der Brüder Grimm oder ein Rilke-Gedicht, wie Bilderbücher von Leo Lionni, Krimis oder Wilhelm Busch-Gedichte.

Aber auch die Auseinandersetzung mit den Legenden und spannenden Erzählungen über die Aachener Stadtgeschichte lässt phantasievolle Blicke auf reale Plätze entstehen. Sie entführen die Hörer zu geheimnisvollen Orten und sagenumwitterten Gestalten, die anschließend in einem Stadtrundgang erkundet werden.

Wie wird vorgelesen?
Um das Sprachverständnis zu unterstützen, werden bebilderte Texte angeboten und von den Teilnehmern gerne angenommen. Hierfür bieten sich ansprechend illustrierte, erwachsenengerechte Bilderbücher an, die während des Vorlesens am Großbildschirm präsentiert werden.