Aortenchirurgie – Chirurgie der herznahen Gefäße

Die Aortenchirurgie, d. h. die Chirurgie an der Hauptschlagader, ist einer der Schwerpunkte unserer Klinik. Durch fortgeschrittene Technik und standardisierte Operationsverfahren sind Operationen an der Hauptschlagader heute zur Routine geworden, die wir dank eines erfahrenen, interdisziplinären Teams mit ausgezeichneten Ergebnissen durchführen.
 

Was ist die Aorta?

Die Aorta ist die Hauptschlagader des Menschen. Sie entspringt als aufsteigende Aorta aus der linken Herzkammer, von der sie durch die Aortenklappe getrennt ist. Dann verläuft sie im Bogen durch den Brustkorb (Aortenbogen) und bildet dann die absteigende Aorta, die durch den Brustraum bis in den Bauch verläuft. Von ihr zweigen viele Gefäße ab, die sauerstoffreiches Blut aus dem Herzen im Körper verteilen.
 

Welche Erkrankungen der Hauptschlagader gibt es?

Die beiden häufigsten Erkrankungen der Hauptschlager im Brustkorb sind Aortenaneursyma und Aortendissektion. Manchmal ist die Hauptschlagader nicht nur im aufsteigenden Teil und im Bogen erkrankt, sondern auch im absteigenden Teil und im Bauchraum. In diesen Fällen muss eventuell gleichzeitig oder in einem weiteren Schritt eine Operation oder ein „Stenting“ der absteigenden Hauptschlagader durchgeführt werden. Hier besteht eine enge Kooperation unserer Klinik mit der Klinik für Gefäßchirurgie.
 

Aortenaneurysma

Bei einem Aortenaneurysma handelt es sich um eine abnormale Aufweitung oder Aussackung der Hauptschlagader. Häufig wird dabei die Gefäßwand sehr dünn. Die Ursache sind in den meisten Fällen Verschleißerscheinungen und Verkalkungen des Gefäßes im Alter. Auch Bluthochdruck trägt zu diesem Prozess bei. Patienten, die eine angeborene Aortenklappe mit nur zwei statt drei Taschen besitzen (bikuspide Aortenklappe) haben ebenfalls eine Neigung zur Bildung eines Aneursymas. Sind junge Patienten betroffen, kann auch eine erbliche Erkrankung vorliegen. In diesen Fällen sollte überprüft werden, ob eventuell auch andere Familienmitglieder mitbetroffen sind.
 

Welche Beschwerden treten auf, und welche Folgen kann ein Aneurysma haben?

In vielen Fällen wird ein Aneurysma erst zufällig bei einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung entdeckt. Aneursymen im Brustkorb können sich jedoch auch durch Brustschmerzen, Luftnot, Heiserkeit und Husten bemerkbar machen.
Langfristig führt eine Aneurysma der aufsteigenden Aorta oft zu einer Undichtigkeit der Aortenklappe, die zu Luftnot führen und das Herz auf die Dauer schädigen kann. Vor allem bei sehr großen Aneurysmen besteht die Gefahr, dass die ausgedünnte Gefäßwand einreißt, was zum inneren Verbluten führen kann. Eine andere mögliche Folge ist die Aortendissektion, die weiter unten beschrieben wird.
 

Ab wann ist eine Operation erforderlich?

Um lebensbedrohlichen Komplikationen zu vermeiden, sollten Patienten mit Aortenaneurysma regelmäßig die Größe der Gefäßaufweitung kontrollieren lassen. Wann eine Operation durchgeführt werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. In der Regel wird ab einer Größe von 5.5cm eine Operation empfohlen. Berichtet der Patient jedoch über Beschwerden, besteht eine Undichtigkeit der Aortenklappe oder liegen Risikofaktoren z.B. ein schnelles Wachstums des Aneurysmas oder eine bikuspide Aortenklappe vor, sollte eine Operation schon früher durchgeführt werden.
 

Aortendissektion

Eine Aortendissektion kann bei Patienten auftreten, die bereits ein Aortenaneurysma haben,  aber auch bei Patienten mit normaler Hauptschlagader. Bei einer Aortendissektion reißt die innerste Schicht der Aorta ein. Das Blut bildet zwischen den Gefäßschichten entlang der Hauptschlagader einen falschen Kanal. Dies kann zum Durchreißen der Hauptschlagader führen. Andere Folgen können eine akute Undichtigkeit der Aortenklappe, Herzinfarkt, Schlaganfall oder die Minderdurchblutung von Darm oder Armen und Beinen sein.
 

Wie äußert sich eine Aortendissektion?

Die meisten Patienten, bei denen eine akute Aortendissektion auftritt, klagen über plötzlich, heftige reißende Schmerzen im Brustkorb und Rücken. Es können auch Beschwerden wie bei einem Schlaganfall, z.B. Gefühls- und Bewegungsstörungen in Armen und Beinen, oder Bauchschmerzen auftreten.
 

Wann ist eine Operation erforderlich?

Eine akute Aortendissektion der aufsteigenden Aorta ist lebensbedrohlich und sollte sofort operiert werden.
 

Wieso kann nach einer Dissektion eine erneute Operation notwendig sein?

Wenn bei der ursprünglichen Notfalloperation nur ein Teil der eingerissenen Hauptschlagader ersetzt worden ist, können die übrigen Abschnitte sich im Verlauf wie bei einem Aneurysma aufweiten. Deshalb sollten diese Patienten nach der Operation regelmäßige Kontrollen durchführen lassen. In einigen Fällen müssen im Verlauf in einer weiteren Operation die übrigen Gefäßabschnitte ebenfalls ersetzt werden.
Diesen Folgeproblemen beugen wir vor, indem wir bereits bei der Akutoperation wenn möglich alle betroffenen Anteile der aufsteigenden Aorta und des Aortenbogens ersetzen und gegebenenfalls auch den oberen Abschnitt der absteigenden Aorta mit einem „Stent“, eine Art Stützprothese, stabilisieren.

 

Voruntersuchungen und Operationsvorbereitungen

Um ein genaues Bild von der Ausdehnung eines Aortenaneurysmas zu haben, wird in der Regel vor der Operation eine CT-Untersuchung durchgeführt. Außerdem wird ein Ultraschall des Herzens gemacht, um die Funktion von Herzmuskel und Herzklappen zu beurteilen. Weiterhin wird eine Reihe weiterer Untersuchungen durchgeführt, die vor jeder Herzoperation notwendig sind z.B. Röntgenbilder, Blutuntersuchungen, Lungenfunktionsprüfung.
 

Operationsverfahren

Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Der Brutkorb wird eröffnet, und das Herz an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen.
Dann werden die erkrankten Teile der Hauptschlagader ausgetauscht und durch eine Gefäßprothese ersetzt. Je nach Ausdehnung der Erkrankung ist nur ein Ersatz der aufsteigenden Aorta, manchmal aber auch des gesamten Aortenbogens oder der daraus entspringenden Gefäßen erforderlich.
Oft ist die Aortenklappe mitbetroffen, weil sie undicht oder verkalkt ist, oder weil die Erkrankung der Hauptschlagader den Bereich unmittelbar über der Aortenklappe betrifft. In einigen Fällen kann die Klappe repariert werden, manchmal ist aber auch ein Ersatz der Aortenklappe durch eine biologische oder mechanische Klappenprothese notwendig.

Der Eingriff wird am Vortag vor der Operation genau besprochen. In einigen Fällen kann aber erst während der Operation selbst endgültig entschieden werden, ob z.B. ein Klappenersatz notwendig ist.

Das Risiko einer Operation an der Hauptschlagader hängt von vielen verschiedenen Einflussfaktoren ab, z.B. der Ausdehnung des Aneurysmas, der Herzfunktion, Voroperationen, Vorerkrankungen, Alter und Gesundheitszustand des Patienten. Das Risiko, bei einer solchen Operation zu Versterben oder eine schwere Komplikation zu erleiden ist also bei jedem Patienten sehr unterschiedlich. In der Regel liegt bei einer geplanten Operation das Risiko bei 1.5-5%. Bei einer Notfalloperation z.B. bei einer akuten Aortendissektion, ist die Gefahr wesentlich größer. Wenn der Patient hier rechtzeitig den Operationssaal erreicht, liegt das Risiko um 15%. Wird in dieser Situation nicht operiert, Versterben fast 80% der Betroffenen innerhalb von zwei Wochen.


Nach der Operation

Nach der Operation wird der Patient oder die Patientin für mindestens eine Nacht auf die Intensivstation gebracht. Sobald es ihm oder ihr gut genug geht, erfolgt die Verlegung zurück auf die Normalpflegestation. Insgesamt bleiben die meisten Patienten etwa 10 bis 14 Tage nach der Operation im Krankenhaus. Danach empfehlen wir eine Anschlussheilbehandlung für meist drei Wochen, die in einer Kurklinik oder auch ambulant durchgeführt werden kann.