Wie können Notrufzentralen Laien besser bei der Wiederbelebung unterstützen? Unter der Leitung von Dr. Christopher Plata hat ein Forschungsteam des Zentrums für klinische Akut- und Notfallmedizin der Klinik für Anästhesiologie und des Instituts für Medizinische Informatik der Uniklinik RWTH Aachen untersucht, wie sich Video-Livestreams zur Unterstützung bei einer Reanimation nutzen lassen – und ob Einsatzkräfte typische Fehler bei der Herzdruckmassage besser erkennen, wenn sie zuvor gezielt geschult wurden.
Hintergrund: Was ist das Problem?
Wenn ein Mensch außerhalb eines Krankenhauses einen Herzstillstand erleidet, überlebt nur etwas jede zehnte Person: Es zählt jede Sekunde - es kommt also auf die Hilfeleistung durch umstehende Laien an. Laien werden jedoch oft durch die Situation überfordert, auch wenn sie telefonische Anleitungen von der Notrufzentrale erhalten. Qualitativ hochwertige Wiederbelebungsmaßnahmen sind jedoch entscheidend für die Überlebenschancen der Betroffenen. Deshalb wird über neue Wege nachgedacht: Könnten Videostreams aus dem Notfallgeschehen dabei helfen, dass Leitstellenmitarbeiterinnen und Mitarbeiter bessere Hilfe geben – und Fehler bei der Wiederbelebung schneller erkennen?
Was wurde erforscht?
In der Studie wurde untersucht, ob geschulte Einsatzkräfte Fehler bei Wiederbelebungen in einem Video – insbesondere zu tiefe Brustkorbkompressionen – besser erkennen können, wenn sie zuvor ein kurzes Videotraining erhalten. Dazu schauten sich 88 Rettungsprofis kurze Videosequenzen an, in denen typische Fehler bei der Herzdruckmassage zu sehen waren. In einer Gruppe erhielten die Rettungskräfte vor Beginn des Versuchs eine vierminütige Schulung. Probanden der Kontrollgruppe erhielten keine Schulung.
Die wichtigsten Ergebnisse
Die Studie zeigte: Wer das kurze Training erhalten hatte, erkannte zu tiefe Herzdruckmassagen deutlich häufiger richtig – rund 88 % im Vergleich zu nur 59 % in der Kontrollgruppe. Auch insgesamt konnten geschulte Teilnehmende die Videosequenzen signifikant häufiger korrekt bewerten. Andere Fehler - außer zu tiefe Herzdruckmassage - wurden nicht besser erkannt: Auch korrekt durchgeführte Wiederbelebungen wurden oft nicht als „richtig“ erkannt – ein Hinweis auf die Schwierigkeit, Fehlerfreiheit zu beurteilen.
Was bedeutet das?
Ein gezieltes Kurztraining hilft dabei, bestimmte Fehler in Wiederbelebungsvideos sicherer zu erkennen. Das ist besonders wichtig, wenn Videoanrufe in Notrufzentralen künftig häufiger zum Einsatz kommen. Die Studie zeigt aber auch, dass nur eine breitere Schulung für verschiedene Fehlerarten den größtmöglichen Nutzen bringt. Die Mehrheit der Teilnehmenden sprach sich dafür aus, Video-Unterstützung künftig in der Leitstelle zu nutzen.
Fazit
Videoübertragungen bei Notrufen können eine wichtige Unterstützung sein, um Wiederbelebungen durch Laien zu verbessern. Ein kurzes, gezieltes Training hilft Einsatzkräften, bestimmte Fehler in Echtzeit besser zu erkennen. Die Zusammenarbeit zwischen Notfallmedizin und Medizininformatik an der Uniklinik RWTH Aachen zeigt: Die Kombination aus klinischer Erfahrung und technologischem Know-how kann Leben retten – wenn wir es richtig einsetzen.
Angaben zur Publikation: Schulte JP, Klasen M, Schauwinhold M, Brokmann JC, Plata C. Impact of a short training on the recognition of excessively deep chest compressions during video-assisted cardiopulmonary resuscitation: a randomized controlled simulation trial. BMC Med Educ. 2025 Jul 11;25(1):1033. doi: 10.1186/s12909-025-07524-w.





