Wenn bei einer Operation im Kopf-Hals-Bereich Gewebe fehlt – zum Beispiel nach der Entfernung eines Tumors – wird oft Gewebe vom Unterarm entnommen, um die Lücke zu schließen. Dieses sogenannte Radialis-Lappenverfahren wird seit den 1970er-Jahren weltweit eingesetzt. Nach der Entnahme bleibt jedoch am Unterarm eine Wunde zurück, die sorgfältig verschlossen werden muss, in der Regel mit einem Hauttransplantat. Passiert das nicht richtig, kann es zu Problemen wie offenen Sehnen, Infektionen oder eingeschränkter Beweglichkeit der Hand kommen.
Doch welche Methode eignet sich am besten, um diese Wunde zu schließen? Das hat jetzt ein Forschungsteam der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (LINK) und des Instituts für Medizinische Informatik der Uniklinik RWTH Aachen mit einer systematischen Analyse der bisher zu dieser Fragestellung durchgeführten Studien untersucht.
Hintergrund: Was ist das Problem?
In der Chirurgie gibt es zwei etablierte Verfahren um die Wunde mit einem Hauttransplantat zu verschließen:
- Vollhauttransplantate: Dabei wird die gesamte Hautschicht übertragen, einschließlich der tieferen Bestandteile.
- Spalthauttransplantate: Hier wird nur die oberste Hautschicht entnommen, was technisch einfacher ist, aber möglicherweise weniger stabil.
Bisher gibt es keine Empfehlung, welches der Verfahren Vorteile für die Patient*innen bietet.
Was wurde erforscht?
Das interdisziplinäre Team führte eine systamtische Literaturrecherche durch und analysierte die gefundenen 15 Beobachtungsstudien mit insgesamt 933 Operationen.
Bewertet wurden Komplikationen bei der Wundheilung, Handfunktion und Narbenqualität. Die Studiendaten wurden zusammengefasst in einer sogenannten Meta-Analyse zusammengefasst und nach einem Standard-Verfahren bewertet (GRADE, Link: https://www.cochrane.de/ressourcen/grade).
Die wichtigsten Ergebnisse
- Komplikationen: Größere (z. B. Sehnenfreilegung) und kleinere Wundprobleme traten bei beiden Techniken ähnlich häufig auf.
- Handfunktion: Keine konsistenten Vorteile für eine der beiden Methoden.
- Narbenbild: Leichter Trend zu glatteren Narben bei Vollhaut, jedoch ohne statistische Sicherheit.
- Evidenzniveau: Niedrig bis sehr niedrig, da alle eingeschlossenen Studn, Beobachtungsstudien waren.
Was bedeutet das?
Momentan gibt es keine eindeutig überlegene Verschlusstechnik. Die Entscheidung zwischen Voll- und Spalthaut sollte deshalb individuell getroffen werden. Wichtige Faktoren sind Hautbeschaffenheit, Defektgröße, die gewählte Präparationsebene (supra- oder subfaszial) und eine mögliche Hautdehnung vor der Operation.
Fazit
Sowohl Vollhaut- als auch Spalthauttransplantate sind geeignete Optionen, um die Entnahmestelle eines fasziokutanen Radialis-Lappens sicher zu verschließen. In weitere Studien ist zu prüfen, ob ggf. bei bestimmten Patientengruppen eine der beiden Methoden überlegen ist.
Zur Publikation: Moors JJE, Xu Z, Xie K, Rashad A, Vladu O, Egger J, Röhrig R, Hölzle F, Puladi B. Full-thickness skin graft versus split-thickness skin graft for fasciocutaneous radial forearm free flap donor site closure: a systematic review and meta-analysis. Syst Rev. 2025;14(1). [https://doi:10.1186/] https://doi:10.1186/s13643-025-02863-7.