Freundliches Lächeln trotz medizinischer Gesichtsmaske

Studie belegt: Das Tragen von Porträtfotos auf der Arbeitskleidung hat positive Wirkung auf Patienten

Das durchgängige Tragen einer medizinischen Gesichtsmaske gehört in Corona-Zeiten zum Krankenhausalltag. Damit Patienten dennoch in freundliche Gesichter blicken können, startete die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie an der Uniklinik RWTH Aachen im letzten Jahr eine „Fotoaktion“. Seitdem trägt das Klinikpersonal der Neuroradiologie freundliche Porträtfotos an ihrer Arbeitskleidung. Inwieweit dies die Interaktion, Kommunikation und Wahrnehmung zwischen Gesundheitspersonal und Patienten beeinflusst, hat nun ein Forschungsteam der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie unter Federführung von Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann näher untersucht. Die Ergebnisse belegen einen positiven Effekt: Trugen die Mitarbeitenden zusätzlich zu ihrem Mundschutz ein Porträtbild, wurden sie von den Patientinnen und Patienten als freundlicher wahrgenommen.

Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie 2019 müssen Pflegekräfte und Ärzte beim Umgang  mit Patientinnen und Patienten chirurgische Gesichtsmasken tragen. Dabei den Gesichtsausdruck seines Gegenüber zu erraten, ist schwierig. Das Tragen von Gesichtsmasken beeinträchtigt nachweislich die soziale Interaktion, indem es die Fähigkeit einer Person vermindert, die Emotionen ihres Gegenübers zu lesen - eine wesentliche Voraussetzung, um in sozialen Situationen angemessen zu reagieren. Es ist somit vorstellbar, dass dies einen negativen Einfluss auf die Kommunikation und Beziehung zwischen Patienten und Pflegepersonal hat. Aus diesem Grund startete die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie im vergangenen Jahr eine „Fotoaktion“: „Damit die oft schwer erkrankten Patientinnen und Patienten den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften wieder ins Gesicht schauen können, trägt jeder Mitarbeitende der Klinik seither ein Foto von sich auf der Arbeitskleidung“, schildert Initiator Prof. Wiesmann. „So blicken die Patienten trotz Mundschutz in freundliche Gesichter.“

Nun haben die Neuroradiologen mit wissenschaftlichen Mitteln untersucht, welche Wirkung ihre Aktion auf Patienten hat. „Aufgrund der Coronaschutzverordnung war ein direkter Vergleich zwischen einer Behandlung mit und einer ohne Maske nicht durchführbar“, so Prof. Wiesmann. „Stattdessen trugen die Klinikmitarbeitenden an manchen Tagen Arbeitskleidung mit Fotos, an anderen nicht“, erklärt er das Vorgehen. Nach jedem Patientenkontakt (Gespräch, Untersuchung, Behandlung) wurden die Patientinnen und Patienten gebeten, anhand eines Fragebogens verschiedene Kriterien wie Freundlichkeit, medizinische Qualität und Kompetenz des Personals zu bewerten.

Das Ergebnis der Studie „Seeing faces, when faces can't be seen: Wearing portrait photos has a positive effect on how patients perceive medical staff when face masks have to be worn“ wurde nun in der amerikanischen Zeitschrift PLOS One veröffentlicht: An Tagen, an denen die Mitarbeitenden ihre Porträtfotos trugen, fiel die Bewertung vor allem im Hinblick auf die Freundlichkeit besser aus. „Aber auch bei der Einschätzung der medizinischen Kompetenz und beim Gefühl, sich gut aufgehoben zu fühlen, waren die Ergebnisse höher, wenn Porträtfotos getragen wurden“, resümiert Prof. Wiesmann.

Auch wenn die Entwicklungen der letzten Wochen einen Rückgang der Coronavirus-Fallzahlen zeigen, ist davon auszugehen, dass Gesichtsmasken noch länger eine große Rolle spielen werden. „Die von uns getestete ‚Problemlösung‘ ist einfach und kann von jedem überall angewandt und umgesetzt werden, nicht nur in der Medizin. Solange Gesichtsmasken noch notwendig sind, macht unsere Idee das Leben ein bisschen erträglicher und freundlicher“, so der Klinikdirektor.

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Mitarbeitende der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie an der Uniklinik RWTH Aachen tragen seit letztem Jahr zusätzlich zu ihren Masken Porträtbilder auf ihrer Arbeitskleidung.

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