Erste Hilfe bei Veranstaltungen: Telemedizin unterstützt erstmals den Sanitätsdienst

Immer wieder treten bei Großveranstaltungen medizinische Notfälle wie Verletzungen oder Erkrankungen auf. Für den Ernstfall steht der sogenannte Sanitätsdienst bereit, der die Erstversorgung gewährleistet. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Der Tele-Leitende Notarzt als Zukunftsstrategie in der Katastrophenmedizin – eine Machbarkeitsstudie zur Telemedizin in Zivilverteidigungslagen“, kurz „TeleSAN“, wurde während des Kölner Reggae-Festivals „Summerjam“ am ersten Juliwochenende erstmalig Telemedizin zur Unterstützung des Sanitätsdienstes eingesetzt. Zu den Projektpartnern zählen neben dem AcuteCare InnovationHub der Klinik für Anästhesiologie an der Uniklinik RWTH Aachen das Unternehmen Docs in Clouds TeleCare GmbH sowie das Malteser Bildungszentrum Euregio Aachen. 

Ärztinnen und Ärzte – insbesondere Notärzte – werden im Zivilschutz an verschiedensten Stellen benötigt und sind daher eine begrenzte Ressource. Um dennoch ärztliche Maßnahmen möglichst zeitnah und umfangreich anbieten zu können, arbeiten die Kooperationspartner des Forschungsprojekts „TeleSAN“ daran, Konzepte der Telemedizin an zentralen Orten der medizinischen Versorgung einzusetzen. Das dafür entwickelte System wurde nun erstmals auf freiwilliger Basis bei Patientinnen und Patienten während des Festivals „Summerjam“ zur Unterstützung des Sanitätsdienstes erprobt. Dazu wurde die Unfallhilfsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. auf dem Festivalgelände mit der erforderlichen Technik ausgestattet.

Eine zentrale Rolle spielen die sogenannten TeleSANS, speziell geschulte Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, die bei Patientinnen und Patienten vor Ort die Behandlung übernehmen. Bei einem medizinischen Notfall kann die Einsatzkraft mithilfe eines Tablets Informationen über den Patienten erfassen und eine Telekonsultation mit einem Arzt oder einer Ärztin am Telemedizin-Nachbarraum der Unfallhilfsstelle starten. Mit Medizingeräten wie einem EKG, einem Sensor zur Messung der Sauerstoffsättigung, einem Blutdruckmessgerät und einem Stethoskop können die Vitalparameter sowie Atem- und Herzgeräusche digital an den Telenotarzt übertragen werden. Der Telenotarzt entscheidet dann anhand der Informationen über eine geeignete Therapie, die der TeleSAN stellvertretend umsetzt.

Positive Bilanz: Telemedizin weiterdenken

Auf dem Festivalgelände waren insgesamt elf TeleSANS vor Ort, die von sechs Telenotärzten unterstützt wurden. Insgesamt haben sie rund 15 Prozent aller ärztlichen Maßnahmen telemedizinisch begleitet. „Für uns ist das ein voller Erfolg, der zeigt, wie gut sich Telemedizin in den Sanitätsdienst integrieren lässt. Das positive Ergebnis ermöglicht es, unser System weiterzudenken und auf weitere Bereiche im Zivilschutz auszudehnen. Wir möchten uns bei allen Unterstützern der Studie bedanken – insbesondere bei den Patientinnen und Patienten, der Johanniter-Hilfe e.V., der Contour Festival Organisations GmbH sowie der Stadt Köln für ihr Vertrauen und der GSG-Schutzkleidung für die eigens entworfene Funktionsweste des TeleSAN“, sagt Anna Müller, Rettungsingenieurin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des AcuteCare InnovationHub der Klinik für Anästhesiologie an der Uniklinik RWTH Aachen. Langfristig wollen die Projektverantwortlichen als Ergebnis eine Handlungsempfehlung zur Umsetzbarkeit von Telemedizin im Zivilschutz erarbeiten und eine Bewertung der technischen Möglichkeiten herausgeben.

Das Team der Uniklinik RWTH Aachen und der Docs in Clouds TeleCare GmbH mit dem TeleSAN (3. von links) und dem Telenotarzt (3. von rechts).
Der TeleSAN während der Behandlung des Patienten.
Der TeleSAN bei einer Konsultation.
Die Telenotärztin am Telemedizin-Arbeitsplatz im Nachbarraum der Unfallhilfsstelle.

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