Forscher testen neues Verfahren zur Erstellung von Blutbildern

1,5 Millionen Euro für Aachener „Epi-Blood-Count“-Projekt.

Die Analyse der zellulären Zusammensetzung von Blut ist ein grundlegendes diagnostisches Verfahren, das Rückschlüsse auf viele Erkrankungen, wie Tumoren und Blutkrebs, aber auch Entzündungen, zulässt. Ein Team der Uniklinik RWTH Aachen forscht nun an einer völlig neuen Methode diese Blutbilder zu erstellen. Für ihr Projekt „Epi-Blood-Count“ wurden Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Wolfgang Wagner, Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets „Stammzellbiologie und Cellular Engineering am Helmholtz Institut für Biomedical Engineering, und seinem Team nun Fördergelder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Höhe von 1,5 Millionen Euro bewilligt. Damit kann das neue Verfahren Blutbilder zu generieren, ausgiebig getestet und in den kommenden drei Jahren für die Umsetzung in die Praxis vorbereitet werden.

Bisher werden Differentialblutbilder insbesondere durchflusszytometrisch erstellt. Dabei fließen die Blutzellen in hoher Geschwindigkeit einzeln an einer elektrischen Spannung oder einem Lichtstrahl vorbei. Je nach Form, Struktur und/oder Färbung der Zellen werden unterschiedliche Effekte erzeugt, aus denen die Eigenschaften der Zelle abgeleitet werden können. Ebenfalls gängig sind immunphänotypische Analysen und Untersuchungen der morphologischen Eigenschaften der Zellen. Hierbei betrachtet man die Antigene auf der Oberfläche bzw. die Gestalt der Zellen.

Im Rahmen ihrer Forschungen wollen Professor Wagner und sein Team nun ein alternatives Verfahren prüfen, das auf epigenetischen Charakteristika der unterschiedlichen Leukozyten beruht. Das bedeutet, dass die verschiedenen Leukozytenarten im Blut an den Methylgruppen auf ihrem DNA-Strang erkannt werden und auch ihre Häufigkeit im Blut gemessen werden kann. Für die absolute Quantifizierung der Leukozyten wurden von der Gruppe bereits spezielle DNA-Methylierungsmessungen entwickelt.

„Die epigenetischen Analysen haben gegenüber den etablierten Verfahren den Vorteil, dass sie auch an gefrorenen Proben und mit einem sehr kleinen Probenvolumen durchgeführt werden können“, erklärt Professor Wagner. „Zudem ist das epigenetische Verfahren im Vergleich zur immunphänotypischen Analyse der Lymphozyten kostengünstig und ermöglicht eine bessere Standardisierung.“ Im Rahmen des „Epi-Blood-Count“-Projektes erfolgt die Validierung an weiteren Proben gesunder Spender, an Patientenmaterial und im Vergleich zu etablierten Methoden. Unter anderem wird der Einfluss des Ausgangsmaterials, der Probenvorbereitung und der Aufarbeitung systematisch untersucht. Somit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um „Epi-Blood-Count“ in einigen Jahren erfolgreich als in vitro Diagnostikum zertifizieren zu können. Für die anschließende Verwertung ist entweder die Lizenzvergabe an einen industriellen Partner oder eine Unternehmensgründung vorgesehen.

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