Care Connect, ein vom GKV-Spitzenverband gefördertes Modellprojekt, erprobt telemedizinische Unterstützungssysteme bei pflegerischen oder fachärztlichen Fragestellungen. Das Team rund um Projektkoordinator Prof. Dr. med. Jörg Brokmann, Leiter des Zentrums für klinische Akut- und Notfallmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, führt im Rahmen dessen gemeinsam mit den Aachener Seniorenzentren Haus Hörn und SKM Rothe Erde sowie der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde unter der Leitung von Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. dent. Andreas Braun und dem projektleitenden Oberarzt Dr. med. dent. Patrick Jansen zahnärztliche Telekonsile durch. Ziel ist es, zahnmedizinische Befunde direkt vor Ort zu erheben und ärztlich auszuwerten. So lassen sich unnötige Wege vermeiden und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner verbessern.
Die Telemedizin, welche vor allem durch die Covid-19-Pandemie einen deutlichen Aufschwung erlebt hat, bietet innovative Ansätze in der Versorgung von pflegebedürftigen geriatrischen Personen. Mit telemedizinisch gestützten Hilfsmitteln lassen sich Beschwerden frühzeitig erkennen, Befunde einordnen und sogar therapeutische Maßnahmen einleiten, ohne dass die betroffenen Personen ihre Senioreneinrichtung verlassen müssen. In Deutschland ist die Telemedizin in der Zahnheilkunde zumindest bei gesetzlich Versicherten und vor allem bei pflegebedürftigen Personen oder solchen, die in stationären Pflegeheimen ambulant behandelt werden, vorgesehen. „Bei unseren zahnärztlichen Telekonsultationen nutzen wir moderne Informations- und Telekommunikationstechnologien, um den Kontakt zwischen uns und den Senioreneinrichtungen herzustellen. Eine Beratung kann dabei entweder in Echtzeit oder zeitversetzt stattfinden. Das ist vor allem für mobilitätseingeschränkte Seniorinnen und Senioren eine deutliche Erleichterung“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. dent. Andreas Braun, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde und ergänzt: „Speziell geschultes Pflegepersonal fertigt mithilfe eines Intraoralscanners detaillierte Aufnahmen der Mundhöhle an, die anschließend von der Zahnärztin oder dem Zahnarzt ausgewertet werden. Die Ergebnisse fließen dann in die Arztbriefe ein, die Empfehlungen zur weiteren Versorgung beinhalten.“
Technik trifft Pflege
Neben einer ersten Einschätzung des Behandlungsbedarfs ermöglichen zahnärztliche Telekonsile auch visuelle Nachkontrollen, zum Beispiel nach Zahnextraktionen oder bei Druckstellen. Zudem kann man durch die schnelle telemedizinische Hilfe vor Ort direkt ambulante oder stationäre Therapiemaßnahmen ableiten. Parodontologische Eingriffe oder Röntgenuntersuchungen bleiben hingegen weiterhin den Zahnarztpraxen vorbehalten. „Derzeit befindet sich Care Connect noch in der Erprobungsphase. Unser Ziel ist es, bestimmte zahnmedizinische Maßnahmen mithilfe telemedizinischer Unterstützung dem Pflegepersonal anzuvertrauen und dessen Kompetenzen im Bereich Mundgesundheit zu erweitern, um so die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu optimieren“, betont Prof. Braun.
Care Connect ist ein vom GKV-Spitzenverband gefördertes Projekt im Rahmen des Modellprogramms zur Erprobung von Telepflege nach § 125a SGB XI. Es läuft über 15 Monate und wird mit rund 700.000 Euro gefördert. Das digitale Telepflegesystem soll gemeinsam mit der Pflege eingeführt werden und die Kommunikation der stationären Pflege mit anderen medizinischen Berufsgruppen verbessern sowie die Kompetenz der Pflege mit innovativer Technik stärken. |
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