Spatenstich zum Erweiterungsbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Seelische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Gut zehn Prozent der unter 18-Jährigen, d.h. knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche, weisen psychische Auffälligkeiten auf. Und die Zahl derer, die behandelt werden müssen, nimmt weiter zu. Diese Tendenz spürt auch die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters der Uniklinik RWTH Aachen, wo in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der zu betreuenden Kinder und Jugendlichen mit psychischen Störungen über 70 Prozent stieg. Dies gilt sowohl für den stationären als auch ambulanten Bereich und hat dazu geführt, dass die räumlichen Möglichkeiten im Gut Neuenhof – hier sind die Institutsambulanz, eine Tagesklinik und der stationäre Bereich mit drei Stationen untergebracht – nicht mehr ausreichen. Aus diesem Anlass wird die Kinder- und Jugendpsychiatrie um einen Neubau erweitert.

Im Beisein zahlreicher Vertreter des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW, der Städteregion und der Stadt Aachen wurde der Spatenstich zelebriert.   „Der heutige Spatenstich für den Erweiterungsbau unserer Kinder- und Jugendpsychiatrie stellt nicht nur den konkreten Beginn einer Bauphase dar“, sagte Prof. Thomas Ittel, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik. „Er ist vielmehr Schluss- und Höhepunkt einer langjährigen Planungsphase, ohne die ein solches Bauprojekt nicht entstehen kann.“ Für die bedeutende Bauaufgabe wurde, nicht zuletzt wegen der auf der gegenüberliegenden Seite unter Denkmalschutz stehenden Gutshofanlage Neuenhof, ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Insgesamt haben 27 Architekturbüros an dem Wettbewerb teilgenommen. Als Sieger ging das Büro Heinle, Wischer und Partner aus Berlin hervor. Das Büro hat die Baumaßnahme bis einschließlich Genehmigungsplanung (Leistungsphase 4 HOAI) betreut. Die weitere Generalplanung wird nun von der medfacilities GmbH aus Köln wahrgenommen. Das Bauvolumen von zwölf Millionen Euro deckt das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW.  

Dreigliedriger Neubau  

Der Neubau gliedert sich in drei Gebäudeteile, die über einer Tiefgarage mit 35 Stellplätzen liegen, und die Form des benachbarten „Gut Neuenhof“ aufgreifen. Das neue Gebäude zeichnet sich durch großzügig verglaste Verbindungsflächen als Aufenthalts- und Spielbereich, eine nachhaltige und ökonomische Bauweise durch energetisch hochwertige Gebäudehülle nach Passivhausstandards, den Einsatz u.a. von Solarthermie, Wärmerückgewinnung und entsprechenden Beleuchtungssystemen aus. In den ersten beiden der drei Häuser (von der Uniklinik aus blickend) wird im Erdgeschoß die Institutsambulanz einziehen. Im Obergeschoss werden eine neue Eltern-Kind-Station sowie ein stationärer geschützter Bereich für schwer kranke und gefährdete Jugendliche, die zum Teil bislang in der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht werden mussten, ihre Plätze finden. „Das ist für beide Seiten – Jugendliche wie Erwachsene – eine enorme Verbesserung“, erklärt Klinikdirektorin Prof. Dr. Herpertz-Dahlmann. Und auch die Eltern-Kind-Station schaffe ganz neue Möglichkeiten der Behandlung von z. B. autistischen Kleinkindern, die dann mit ihren Familien stationär aufgenommen werden könnten. Im dritten Gebäudeteil sind im Erdgeschoß ein Mehrzweckraum sowie Dienstzimmer und Forschungsräume geplant, im Obergeschoss kommt die gemischte Station unter. Die drei Stationen im Obergeschoß haben alle einen sehr wohnlichen Charakter, damit sich die jungen Patienten, die oft längere Zeit hier verbleiben, auch wohlfühlen. Dazu tragen Spiel- und Gruppenräume, Räumlichkeiten für Beschäftigungstherapie, Theatergruppen, Sport und Krankengymnastik aber auch gemeinsame Koch- und Essbereiche bei. Zudem verfügt jeder Gebäudeteil über eine geschützte Dachterrasse.        

„Mit der Erweiterung der stationären und tagesklinischen Behandlungsplätze hoffen wir, Kindern und Jugendlichen aus der Städteregion und aus Düren schneller und effektiver Unterstützung und Hilfe zukommen lassen zu können. Und das Konzept der drei Häuser ist dafür perfekt“, sagt Direktorin Herpertz-Dahlmann. „Mit den neuen wunderschönen Räumlichkeiten verbinden wir auch die Hoffnung, noch mehr von der Stigmatisierung abbauen zu können, die heute noch Menschen mit psychischen Erkrankungen trifft.“ In „Gut Neuenhof“ wird eine Psychotherapiestation einziehen. Hier werden zunehmend essgestörte Jugendliche tagesklinisch behandelt. Diese Art der ambulanten Versorgung hat sich als besonders therapiefördernd erwiesen, da die jungen Patienten schnell wieder in ihr häusliches Umfeld zurückkehren. Zudem verbleibt die Tagesklinik in „Gut Neuenhof“ und kann sich weiter ausbreiten.  

Dank an viele Beteiligte  

Besonderer Dank galten beim Spatenstich der Stadt Aachen für die Unterstützung beim Ankauf des städtischen Grundstückes für den Erweiterungsbau und bei der Vorbereitung der Baugenehmigung, dem MIWF für die Projektförderung und die Hilfe beim Ankauf des Grundstücks, sowie dem Bauministerium, das durch die baufachlichen Stellungnahmen als besondere Qualitätsvoraussetzung die Auslobung eines Architektenwettbewerbes ermöglicht hat. Genauso dankte Prof. Ittel dem Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner, weil es als Verfasser des erstplatzierten Entwurfes beste Voraussetzungen für nachhaltig gute Behandlungsbedingungen für unsere Patienten in der KJP geschaffen habe. Nicht zuletzt galt sein Dank aber auch den Behandlungsteams der Klinik für KJP, die trotz der Enge in Gut Neuenhof mit hohem Engagement ihre Patienten versorgen und die willens sind, auch den letzten Teil der Durststrecke vom Spatenstich bis zur Übergabe des Erweiterungsbaus tatkräftig zu bewältigen.

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