DFG – Differenzierte Chirurgische und Immunologische Kontrolle nach Polytrauma im Langzeit Großtiermodell

Aktuelle Daten des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TraumaRegister DGU®) belegen bei polytraumatisierten Patienten eine hohe Inzidenz von thorakalen (60%) und abdominellen (25%) Verletzungen sowie von Frakturen der langen Röhrenknochen (60%) und einem hiermit assoziiertem hämorrhagischen Schock. Weiterhin stellt das kombinierte Auftreten dieser Entitäten eines der am häufigsten auftretenden Verletzungsmuster bei diesen Patienten dar und ist oft mit einem ungünstigen klinischen Verlauf vergesellschaftet. So repräsentiert das abdominelle Trauma aufgrund des massiven Blutverlustes eine der häufigsten Ursachen für das frühe Versterben nach Trauma. Ebenso zeigt das schwere Thoraxtrauma mit Lungenkontusionen eine erhöhte Inzidenz einer respiratorischen sowie hämodynamischen Dysfunktion. Bei einem schweren Thoraxtrauma („abbreviated injury scale“ des Thorax von max. 5 Punkten) steigt die Mortalität der Patienten auf bis zu 30%. Zusätzlich stellt das Vorliegen beidseitiger Frakturen des Ober- oder Unterschenkels einen unabhängigen Risikofaktor für das Entstehen eines posttraumatischen Lungenversagens dar.

Ein schweres Trauma kann neben diesen (per-)akuten Folgen ebenso zur Entwicklung später lokaler und systemischer Komplikationen führen. Dabei beeinflusst die initiale operative Behandlungsstrategie (SC: „Surgical Control“) mit unterschiedlichem chirurgischen Versorgungs-ausmaß (DC: „Damage Control“ vs. ET: „Early Total Care“) das Auftreten dieser Komplikationen. Hierzu gehören Störungen der Wund- und Frakturheilung sowie die Entwicklung einer Sepsis oder eines „Multiple Organ Dysfunction Syndrome“ (MODS). Ein wesentlicher Treiber dieser Komplikationen ist der traumatisch-hämorrhagische Schock. Das beste chirurgische Versorgungsprinzip nach Polytrauma wird nach wie vor diskutiert. und kann mutmaßlich durch eine begleitende Organ- und Immunmonitoring-adjustierte Immunmodulation deutlich verbessert werden.

Im Rahmen eines klinisch hochrelevanten 72h Polytrauma Großtiermodell (Leberlazeration, stumpfes Thoraxtrauma, 90 minütiger hämorrhagischer Schock, beidseitige Femurfraktur) soll der Einfluss der Versorgungsstrategie der Femurfrakturen (Versorgung DC vs. ET), sowie eine immun-modulatorische Therapie in Bezug auf die Immunantwort und das klinische Outcome untersucht werden. Hauptzielgrößen sind hierbei das Verhalten von Makrophagen, Ausschüttung von extrazellulären Vesikel, Immunmarkern und Zellkommunikation, sowie Auswirkungen auf das Gerinnungssystem.

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