Vorreiter aus Nordrhein-Westfalen: Schlaganfallbehandlung mit neuartigem Hirngefäß-Stent an der Uniklinik RWTH Aachen

Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann, Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie an der Uniklinik RWTH Aachen, ist Vorreiter beim Einsatz eines neuartigen sogenannten Flow-Diverter-Stents zur erfolgreichen Behandlung von Hirnaneurysmen. Das „p48 MW Flow Modulation Device“ der Firma phenox gehört zu den modernsten Entwicklungen in der endovaskulären Therapie von Aneurysmen der Hirngefäße. Aufgrund seiner völlig neuartigen Beschichtung kann der Stent auch in den Fällen zum Einsatz kommen, bei denen die etablierten Verfahren unterlegen oder schlicht nicht anwendbar sind.

Allein in Deutschland erleiden jährlich rund 300.000 Menschen einen Schlaganfall. Etwa jeder vierte Patient stirbt innerhalb eines Monats an den Folgen des Schlaganfalles, fast jeder zweite ist noch ein Jahr nach dem Ereignis durch die mitunter schwerwiegenden Folgen stark beeinträchtigt. Durch den Einsatz des neuartigen Stents möchte man an der Uniklinik RWTH Aachen die Zahl der schlaganfallbedingten Todesfälle und die Anzahl der Patienten mit schwerwiegenden bleibenden Schäden weiter senken.

Schlaganfälle entstehen durch den Verschluss (Hirninfarkt) oder das Einreißen eines Hirngefäßes. Das Einreißen und die damit verbundene Blutung ins Gehirn erfolgen insbesondere dann, wenn die Gefäßwand zuvor durch eine Aussackung, ein sogenanntes Aneurysma, geschwächt wurde.

„Vor etwa 15 Jahren war das offene Operationsverfahren, bei dem der Schädel geöffnet und das Aneurysma abgeklemmt wird, noch die gängige Methode bei der Behandlung von Hirnaneurysmen. Durch die Entwicklungen der letzten Jahre lassen sich die meisten Aneurysmen im Gehirn heute mit weniger invasiven Katheterverfahren erfolgreich und schonend behandeln“, sagt Prof. Wiesmann.

Um Aneurysmablutungen vorzubeugen, kam kürzlich erstmals das von der Firma phenox aus Bochum entwickelte neuartige „p48 MW Flow Modulation Device“ in der Uniklinik RWTH Aachen zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen verbesserten Flow-Diverter-Stent. Diese Stents sind so dicht gewebt, dass der Blutfluss größtenteils am Aneurysma vorbeigelenkt wird. Der Blutfluss, der noch in das Aneurysma gelangt, wird hingegen soweit verlangsamt, dass das Blut im Aneurysma allmählich gerinnt. Dadurch verschließt sich das Aneurysma von alleine und es kann nicht mehr zu einer Blutung kommen.

Im Vergleich zu den bisherigen Flow-Diverter-Stents wurde der „p48 MW“ in zwei entscheidenden Punkten weiterentwickelt: Zum einen ist der Stent durch ein neues Herstellungsverfahren während der Operation viel besser sichtbar. Und das, obwohl die winzigen Drähtchen, aus denen der Stent besteht, mit weniger als 0,05 mm dünner als ein Menschenhaar sind. Das hilft den Interventionalisten während des Eingriffs, den Stent bestmöglich im Gehirn des Patienten zu platzieren. Zum anderen aber wird auf die Metalloberfläche des Stents eine völlig neuartige Beschichtung aufgetragen, die körpereigenem Gewebe ähnelt und weitgehend verhindert, dass sich auf dem eingesetzten Stent unerwünschte Blutgerinnsel bilden. Bisher mussten Patienten aus diesem Grund, nachdem ein Stent in ein Hirngefäß eingesetzt wurde, über einen längeren Zeitraum gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Diese Medikamente können in seltenen Fällen aber selbst zu inneren Blutungen führen. Durch die neue Beschichtung sind weniger Medikamente nötig.

„Solche technischen Fortschritte verhindern unerwünschte Nebenwirkungen, und manchmal wird dadurch sogar eine erfolgreiche Behandlung in Fällen möglich, die bisher nicht behandelbar waren“, so der Neuroradiologe. „Die Uniklinik RWTH Aachen gehört weltweit zu den allerersten Kliniken, die dieses neuartige Verfahren anbieten können. Dabei freut mich besonders, dass die neu entwickelte Beschichtung der Firma phenox auf Forschungsergebnissen basiert, die über viele Jahre von Wissenschaftlern der RWTH Aachen erarbeitet wurden".

Globaler Wissenstransfer

Die Expertise von Prof. Wiesmann und seinem Team ist längst weit über die Landesgrenzen hinaus gefragt. Menschen erleiden zwar überall auf der Welt Schlaganfälle, jedoch gibt es weltweit erhebliche Unterschiede in der Qualität der interventionellen Schlaganfallbehandlung. Aus diesem Grund hat die Klinik für Neuroradiologie unter Leitung von Prof. Wiesmann erfolgreich unterschiedliche Formen des gezielten Wissenstransfers etabliert. Hierzu zählen insbesondere die Trainingskurse zur interventionellen Schlaganfalltherapie. Zudem empfängt die Klinik inzwischen regelmäßig Ärzte aus der ganzen Welt, um sie mit den in Aachen bereits etablierten Behandlungsmethoden vertraut zu machen. Die Uniklinik RWTH Aachen leistet somit einen wichtigen Beitrag dazu, dass immer mehr Schlaganfallpatienten die bestmögliche medizinische Behandlung zuteil wird und sich ihre Chancen, ohne langfristige schwerwiegende Beeinträchtigungen zu überleben, erhöhen.

Das „p48 MW Flow Modulation Device“ der Firma phenox integriert die neuesten technologischen Fortschritte auf dem Gebiet der endovaskulären Aneurysmenbehandlung. (Foto: phenox GmbH)

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