Gefäßmalformationen

Arteriovenöse Malformation (AVM)

Eine arteriovenöse Malformation ist eine krankhafte Verbindung von Arterien und Venen, zwischen die ein Netz aus unreifen Blutgefäßen geschaltet ist (Nidus). In unserer Abteilung behandeln wir AVM im zentralen Nervensystem (Rückenmark und Gehirn). Das heißt die arteriellen Gefäße sind direkt mit dem venösen System verbunden, wodurch das Blut mit arteriell erhöhtem Druck durch die Venen fließt. Die Gefäßwände der venösen Gefäße sind für eine solche Druckbelastung nicht ausgelegt, sie dehnen sich aufgrund des erhöhten Blutvolumens erheblich aus und können letztendlich aufbrechen. Es kommt zu einer möglicherweise lebensbedrohlichen Blutung. 

Tritt eine AVM nicht in Folge einer Blutung zutage, erschweren unspezifische Symptome oft eine frühzeitige Diagnose. So kann es zunächst zu einer Kraftminderung oder Rückenschmerzen kommen. Im Verlauf treten dann häufig zunehmende Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen oder eine Blasen-/Mastdarmschwäche auf. Dabei hängen die Symptome auch davon ab, wo sich die AVM genau befindet.

Durale arteriovenöse Fistel (AVF)

Bei einer duralen arteriovenösen Fistel (AVF) liegt eine Fehlverbindung direkt zwischen Arterie und Vene auf Ebene der Hirnhäute vor. In Folge dessen fließt das Blut mit erhöhtem Druck aus der Arterie direkt in die Vene, deren Gefäßwände jedoch nicht für arteriellen Druck ausgelegt sind. Die venösen Gefäße dehnen sich erheblich aus und es kann zu einer lebensbedrohlichen Blutung kommen. Eine AVF kann zum Beispiel in Folge eines Sturzes oder eines Unfalls auftreten, oft ist die Ursache aber unbekannt.

Die Symptome sind abhängig von Lokalisation und Größe der Fistel. Häufig bemerkt der Patient ein pulssynchrones Ohrgeräusch, dass auch der Arzt mit seinem Stethoskop hören kann. Weiterhin kann es zu Rückenschmerzen, Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen kommen. Bandscheibenvorfälle und Stenosen des knöchernen Spinalkanals sind häufige Fehldiagnosen. Daher sind eine gründliche Fallprüfung und die korrekte Verdachtsdiagnose enorm wichtig, um eine frühzeitige und angemessene Therapie einzuleiten.

Therapie

Sowohl für eine AVM als auch für eine AVF erfolgt die primäre Diagnose mit Hilfe der Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Für eine genaue Beurteilung und zur Planung der Therapie liefert eine anschließende Gefäßdarstellung (Angiographie) verlässliche Hinweise. Die Behandlung kann dann endovaskulär mittels Kathetern über die Blutgefäße, neurochirurgisch oder in Kombination erfolgen. In manchen Fällen ist sogar ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt.

Die endovaskuläre Therapie sieht einen künstlichen Verschluss (Embolisation) der beteiligten Gefäße über ein Kathetersystem vor. Je nach Typ, Lokalisation und Zustand der Fehlverbindung setzt der Arzt feste oder flüssige Embolisate ein:

Der Einsatz von festen Partikeln als Embolisat führt zu einer Flussreduktion. Liegt der Katheter sogar direkt am zentralen Punkt oder in einem hauptversorgenden Zufluss der Fehlverbindung, ist ein vollständiger und langfristiger Verschluss möglich. Doch bereits eine Reduzierung des Flusses hilft. Da weniger Blut nachfließt, sinkt der venöse Druck und die Blutstauung lässt nach. Das Blutungsrisiko sinkt. Ein Vorteil ist, dass die festen Partikel keine Entzündungsreaktion hervorrufen. Schwellungen und Ödeme (Wassereinlagerungen) sind daher nicht zu erwarten.

Das Risiko von Nachblutungen kann bei der Verwendung von flüssigen Embolisaten minimiert werden. Ist der Klebstoff einmal im Kern der Fehlverbindung platziert, wirkt er als dauerhafter Verschluss. Gleichzeitig ist hierbei das  Komplikationsrisiko höher, verursacht durch das erhöhte Risiko nahegelegene gesunde Gefäße zu verschließen und Entzündungsreaktionen hervorzurufen.

Gelingt die Embolisation nur teilweise oder öffnet sie sich wieder, kann der Vorgang wiederholt oder eine neurochirurgische Operation nachgeschoben werden. Hierbei würde der Schädel geöffnet und die betroffenen Gefäßabschnitte entnommen. Eine Kombination aus endovaskulärer und neurochirurgischer Behandlung ist also ebenso möglich und erfolgversprechend. Durch die vorherige Embolisation und der damit einhergehenden Reduzierung des Blutflusses, ist das Blutungsrisiko bei einer Operation deutlich reduziert. In allen Fällen empfiehlt sich eine engmaschige Nachsorge, um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können.