Das Glück der kleinen Almina: Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler behandelt weltweit kleinste Patientin mit spezieller Technik

Dem Team der Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler um Direktorin Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Herberg und den stellvertretenden Direktor Dr. med. Majed Kanaan ist ein Durchbruch in der Behandlung eines frühgeborenen Mädchens gelungen: Mittels einer speziellen Technik konnten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte einen offenen Ductus arteriosus im Herzkatheterlabor über die Halsgefäße risikoarm und komplikationslos verschließen. Das Mädchen ist die bislang weltweit kleinste Patientin, die auf diese Weise behandelt werden konnte.

Nur 590 Gramm wog die kleine Almina, als sie als Extremfrühchen in der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt kam. Im Alter von sieben Wochen wurde sie zur Behandlung in die Uniklinik RWTH Aachen verlegt – das frühgeborene Mädchen litt unter einem offenen Ductus arteriosus, eine offene Verbindung im Herzen, zwischen der Haupt- und der Lungenschlagader. „Der Ductus arteriosus dient dazu, das Blut weitgehend am Lungenkreislauf vorbeizuleiten, da beim Fötus die Lungen nicht arbeiten und die Sauerstoffversorgung über die Mutter erfolgt“, erklärt Dr. med. Majed Kanaan. „Nach der Geburt entfalten sich die Lungen und das Neugeborene beginnt zu atmen. Da der Ductus arteriosus nicht mehr gebraucht wird, verschließt er sich in der Regel innerhalb von Stunden bis Tagen nach der Geburt. Wenn der Verschluss ausbleibt – was häufig bei Frühgeborenen der Fall ist – sprechen wir von einem offenen beziehungsweise persistierenden Ductus arteriosus (PDA)“.

Die offene Verbindung löst schwere gesundheitliche Komplikationen aus: Durch den offenen Ductus arteriosus fließt sauerstoffreiches Blut in die Lungen, infolgedessen kommt es zu einer „Stauung“ in den Lungengefäßen, der Gasaustausch verschlechtert sich und die Lungen versteifen. Die Kinder müssen im Extremfall, so auch Almina, maschinell beatmet werden. Zudem wird die untere Körperhälfte mit zu wenig Blut versorgt.

Anwendung einer speziellen Technik im Herzkatheterlabor

„Um die Beschwerden zu lindern, muss der Ductus arteriosus verschlossen werden – mit Medikamenten oder operativen Verfahren. Da Medikamente bei Almina leider keine Wirkung gezeigt haben und sich ihr Zustand zunehmend verschlechtert hat, haben wir uns für eine schonende Herzkatheter-Methode mittels Piccolo-Schirmchen entschieden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Herberg.

Üblicherweise wird das Piccolo-Schirmchen von der Leiste aus durch einen kleinen Schlauch in den Ductus gesetzt. Bei der jungen Patientin waren beide Leistengefäße jedoch verschlossen, sodass ein Einführen über den Hals notwendig war. Da der dünne Katheter im Herzen eine 180°-Biege machen muss, ist diese Methode nicht nur anspruchsvoller, sondern kann auch zu Herzrhythmusstörungen während des Eingriffes führen. „Mit einer speziellen Technik, bei der wir zwei weiche Katheter ineinander geschoben haben, konnten wir jedoch die Risiken vermeiden und das winzige Piccolo-Schirmchen (Durchmesser 4mm, Länge 2mm) erfolgreich einsetzen, um die offene Verbindung zu verschließen“, führt Dr. Kanaan aus. „Der Eingriff bei der kleinen Almina war ein großer Erfolg und lief ohne Komplikationen ab. Sie konnte gleich am nächsten Tag in die behandelnde Klinik zurückverlegt werden“, freut sich Prof. Herberg.

Das Team der Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler (im Bild zu sehen: Dr. med. Majed Kanaan und Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Herberg) freut sich mit den Eltern über die erfolgreiche Behandlung.
Das Herzkatheter-Team mit den Eltern von Almina
Der Piccolo-Occluder (Firma Abbott)

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