Lagerung und Rekonstitution von Corona-Impfstoffen – wie geht das?

Wie ist der Impfstart in der Uniklinik verlaufen?

Alle Impfstoffe gegen COVID-19 werden – zumindest in der Anfangsphase – als Mehrdosen-Ampullen mit jeweils fünf bis zehn Impfdosen ausgeliefert. Vor der eigentlichen Impfung müssen die Vakzine daher applikationsbereit gemacht werden. Welche Handgriffe dabei durchzuführen sind, hängt vom  jeweiligen Präparat ab. Einer, der bereits Erfahrung mit der Lagerung und Rekonstitution des COVID-19 Vaccine Moderna® sammeln konnte, ist Dr. rer. nat. Albrecht Eisert, Leiter der Apotheke der Uniklinik RWTH Aachen. Er hat uns verraten, wie der Impfstart in der Uniklinik verlaufen ist.

Herr Dr. Eisert, Sie leiten die Apotheke der Uniklinik RWTH Aachen und haben die erste Lieferung der Corona-Impfdosen für die Uniklinik verwahrt. Hat Sie das vor große Herausforderungen gestellt?

Dr. Eisert: Ja und nein. „Nein“, weil das Lagern selbst keine besondere Herausforderung ist, da wir einen Kühlraum mit stetiger Temperaturüberwachung und Alarmsicherung haben. Sicher gelagert heißt in unserem Fall also auch, dass sich die Impfstoffe in dem Raum befinden, in dem auch die Betäubungsmittel mit einer direkten Schaltung zur Polizei vorrätig gehalten werden. „Ja“ deshalb, weil wir darüber hinaus den Impfstoff für die Applikation vorbereiten. Alle Mitarbeiter tragen durch den besonderen Einsatz und einen früheren Dienstbeginn dazu bei, dass diese Aufgabe ohne zusätzliches Personal bewältigt wird.

Was gibt es hierbei zu beachten? Ist der Impfstoff nicht sofort einsatzbereit?

Dr. Eisert: Wir haben von der Landesregierung den Impfstoff von Moderna zugeteilt bekommen. Dieses Vakzin wird bei Temperaturen um −20 °C in den Landeszentral-Depots gelagert, das Präparat ist für sechs Monate stabil. Wir haben den Impfstoff mit einer Temperatur zwischen 2 bis 8 °C erhalten und in den Kühlraum umgelagert. So ist der Impfstoff dann noch 30 Tage haltbar. Im Vergleich zum BioNTech/Pfizer-Impfstoff, der bei −70 °C transportiert wird und nach dem Auftauen nur fünf Tage haltbar ist, ist das Präparat von Moderna in dieser Hinsicht relativ pflegeleicht. Der Moderna-Impfstoff muss auch nicht, wie es bei BioNTech/Pfizer der Fall ist, fachgerecht verdünnt werden, bevor er verimpft werden kann. Allerdings wird das Moderna- Vakzin nicht als fertige Spritze geliefert, sondern in Mehrfachentnahme-Vials. Ein Vial enthält dabei zehn einzelne Impfdosen. Das bedeutet, dass noch Spritzen zur Applikation aufgezogen werden, was wir in den Reinräumen unserer Apotheke durchführen. Für die Weitergabe in unser hauseigenes Impfzentrum verpacken wir jede Spritze einzeln in einem Lichtschutzbeutel, den wir mit genauen Angaben zu Herstellung und Haltbarkeit versehen. Täglich stellen wir 260 bis 300 solcher Beutel mit Impfstoffdosen bereit. Die Verimpfung selbst erfolgt bei Raumtemperatur und ist innerhalb von sechs Stunden möglich.

Können Sie in Ihrer Apotheke alle Impfstoffe rekonstituieren?

Dr. Eisert: Grundsätzlich sind wir in der Apotheke so ausgestattet, dass wir mit unserer pharmazeutischen Expertise jeglichen Impfstoff zur Applikation vorbereiten können. Das gilt sowohl für die mRNA-Impfstoffe von Moderna und BioNTech/Pfizer als auch für den Vektorimpfstoff von AstraZeneca. Jeder Impfstoff ist zwar anders, aber wird mit genauen Handlungsanweisungen für die Rekonstitution, wo nötig, und mit Angaben zur Aufteilung der Menge ausgeliefert. Wichtig ist vor allem, dass eine begonnene Impfserie mit dem gleichen Impfstoff abgeschlossen wird. Wer also zum Besipiel mit dem Moderna-Vakzin geimpft wurde, kann sicher sein, dass er in jedem Fall eine zweite Moderna-Impfdosis bekommt.

Dr. rer. nat. Albrecht Eisert