20. Zungenschrittmacher erfolgreich implantiert

HNO-Ärzte etablieren Therapie an der Uniklinik RWTH Aachen

Lautes Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer stören nicht nur den erholsamen Schlaf, sie können auch Symptome einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) sein. Rund vier Millionen Deutsche leiden an dieser Erkrankung, die unbehandelt zu verminderter Leistungsfähigkeit, einer chronischen Tagesschläfrigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Hilfe bietet der Zungenschrittmacher, der sich in der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen als wirksame Therapie gegen obstruktive Schlafapnoe fest etabliert hat und nun bereits zum 20. Mal erfolgreich implantiert wurde.

Die kontinuierliche Überdruckbeatmung mit einer Maske (z. B. CPAP) ist die Standardbehandlung, jedoch blieb bisher eine relevante Anzahl der Patientinnen und Patienten mit Obstruktiver Schlafapnoe (OSA) im Verlauf nur unzureichend therapiert. Gründe hierfür können unter anderem eine Silikon- oder Latexunverträglichkeit, Angst- oder Panikstörung unter Maskenbeatmung, aber auch Nebenwirkungen sein, die durch den hohen CPAP-Druck der Beatmung entstehen.

Eine wirksame Alternative finden Betroffene in der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Kopf- und Hals-Chirurgie (Klinikdirektor: Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Hackenberg) in Kooperation mit dem Schlaflabor der Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen: Das dortige Ärzteteam bietet seit dem Jahr 2020 den Zungen-schrittmacher an.

Eine obstruktive Schlafapnoe sollte dringend behandelt werden

Verantwortlich für das Zungenschrittmacher-Programm an der HNO-Klinik ist Priv.-Doz. Dr. med. Miguel Goncalves. Der Oberarzt erläutert: „Bei der OSA erschlaffen die Zungenmuskulatur und das umliegende Gewebe während des Schlafes. Die oberen Atemwege werden verschlossen und die Atmung setzt kurzzeitig aus.“ Das Risiko, an einer OSA zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Außerdem begünstigt Übergewicht das Auftreten. „Eine obstruktive Schlafapnoe verschlechtert die Lebensqualität der Betroffenen maßgeblich und muss aufgrund der schwerwiegenden Folgeerkrankungen dringend behandelt werden“, ergänzt Prof. Dr. med. Johannes Schiefer, Leiter des interdisziplinären Schlaflabors der Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen. „Hier kann der Zungenschrittmacher als klinisch erprobte Behandlungsmethode helfen.“ 

Leichte Stimulation des Zungennervs

Die Therapie eignet sich besonders für Schlafapnoe-Patientinnen und -Patienten, die die klassische Therapie mit der Beatmungsmaske (CPAP-Therapie) nicht vertragen. „Durch eine sanfte Stimulation des Zungennervs werden, abgestimmt auf die Einatmung, wichtige Atemwegsmuskeln aktiviert und so der Atemweg offengehalten“, beschreibt Dr. Goncalves die Funktionsweise. „Wir implantieren den Zungen-schrittmacher minimalinvasiv über zwei kleine Schnitte im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes.“

 

Hohe Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer

Weltweit wurden inzwischen schon über 40.000 Menschen mit dem Zungen-schrittmacher behandelt. Mit der 20. Anwendung ist das von allen Krankenkassen voll finanzierte Verfahren auch in der HNO-Klinik in Aachen mittlerweile voll etabliert. „Unsere Patientinnen und Patienten sind mit dem Zungenschrittmacher sehr zufrieden und nutzen diesen täglich. Für viele ist der Schlaf wieder ruhiger und erholsam geworden. Zudem wird das Schnarchen reduziert“, beschreibt Dr. Goncalves den subjektiven Eindruck der Betroffenen. Nach seinen Angaben reduzieren sich – abgesehen von wenigen Ausnahmen – die Atempausen effektiv.  

Für wen ist der Zungenschrittmacher geeignet?

Entscheidend für den Therapieerfolg ist die kritische Patientenselektion. Geeignet ist die Hypoglossus-Nerv-Stimulation mit Schrittmacher-System für Patienten, die an einer mittel- bis schwergradigen OSA (Apnoe-Hypopnoe-Index [AHI] zwischen 15 und 65/h) leiden und nicht signifikant übergewichtig sind (BMI ≤ 35 kg/m2). Auch ist die Evaluierung der oberen Atemwege mittels einer ambulanten Schlafvideoendoskopie notwendig, da die Stimulationstherapie nur für Patientinnen und Patienten mit einem einer bestimmten Ausprägung des Atemwegskollapses geeignet ist.

Interessierte können sich in der Schlafmedizinischen Sprechstunde der HNO-Klinik an der Uniklinik RWTH Aachen zu den Behandlungsoptionen beraten und die notwendigen Untersuchungen durchführen lassen. Tel: 0241 80-88416.

Weitere Informationen gibt es hier:  

https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/klinik-fuer-hals-nasen-ohrenheilkunde-und-plastische-kopf-und-halschirurgie/fuer-patienten/behandlungsschwerpunkte/
schlafmedizin/

www.inspiresleep.de

Für Presserückfragen wenden Sie sich bitte an:

Uniklinik RWTH Aachen
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Dr. Mathias Brandstädter
Tel. 0241 80-89893
kommunikationukaachende