Laufende, drittmittelgeförderte Forschungsprojekte

Nachstehend finden Sie ausführlichere Informationen zu unseren laufenden und drittmittelgeförderten Forschungsprojekten:

Im WiSe 2017/18 ist das von der RWTH geförderte Forschungsmodul „Mediziner der Schutzstaffel im Dritten Reich“ unter der Leitung von Mathias Schmidt, Jens Westemeier und Prof. Armin Heinen (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte) angelaufen.

Ziel des Projekts ist die langfristige Etablierung eines interdisziplinären Forschungsmoduls. Das Modul setzt sich aus einem Seminar und einer Exkursion zusammen und wird an der Philosophischen Fakultät der RWTH im Rahmen der Lehre des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte angeboten. Die Studierenden sollen dabei aktiv in die Erforschung der Biografien verschiedener SS-Ärzte eingebunden werden.

Das Thema Medizin und SS ist erst in den letzten Jahren von der Forschung verstärkt aufgegriffen worden. Die Schutzstaffel der NSDAP (SS), 1923 als persönliche Leibwache Hitlers gegründet, avancierte bis Kriegsende unter dem Befehl Heinrich Himmlers zur wohl mächtigsten Organisation Nazi-Deutschlands. Sie besaß auch ein eigenes Sanitätswesen, das allerdings bisher nur am Rande thematisiert wurde. Im Apparat der SS kam den medizinisch tätigen SS-Angehörigen eine wichtige Rolle zu, denn ihre Expertise war in verschiedenen Ämtern, Einrichtungen und Einheiten der SS nötig. So kamen Mediziner und medizinisches Personal nicht nur in der Verwaltung, als Truppenärzte in der Waffen-SS, in der medizinischen Forschung oder als Verhörspezialisten für Gestapo und SD zum Einsatz, sondern waren auch verstärkt in Konzentrationslagern zu finden. Eine ausführliche Untersuchung dieser Personen steht bisher noch aus.

Das Modul soll den Studierenden einen Einblick in die aktuellen Forschungen der Antragsteller geben und den Studierenden gleichzeitig ermöglichen, selbst zu forschen. Die Studierenden sollen mit dem „Handwerkszeug des Historikers“, den Methoden der Quellenauswertung und der Analyse personenbezogener Unterlagen vertraut gemacht werden, um diese dann selbstständig anzuwenden. Die anzufertigenden Hausarbeiten bilden die Grundlage für eine anschließende Publikation der Ergebnisse in einem Sammelband. Dies bietet den Studierenden die Möglichkeit der praktischen Umsetzung der im Seminar vermittelten und erarbeiteten theoretischen Grundlagen und Methoden, was zu einer vertieften und nachhaltigen Beschäftigung mit den Inhalten führt und das Erlernen zusätzlicher „Softskills“ anhand der eigenen Quellen- und Archivarbeit ermöglicht.

Patientengeschirr, Katgut, Blutspenderehrennadel: Zusammen mit anderen Objekten der Medizinhistorischen Sammlung des GTE-Instituts führen sie die Studierenden weg vom gewohnten Pfad des Lernens hin zu einer Sichtweise auf die Medizin, die am medizinischen Objekt ansetzt. Dieses Konzept für ein forschungsorientiertes Lehrmodul im Qualifikationsprofil des Medizinstudiengangs wird seit dem WiSe 2017/18 von Susanne Morisch unter Leitung von Dominik Groß, Mathias Schmidt und Walter Bruchhausen erarbeitet. Gefördert wird das Projekt von der RWTH Aachen. Ziel des Projekts ist die langfristige Etablierung eines interdisziplinären Forschungsmoduls.

Für Medizinstudierende bietet die forschende Beschäftigung mit medizinischen Instrumenten und ihren historischen Vorgängern bisher kaum genutzte Chancen. Die Objekte sind jene einstmals ausrangierten medizinischen Instrumente, die in der Sammlung „wiederauferstanden“ sind und nun der Lehre zugeführt werden. Für die Lehrveranstaltung werden einige von ihnen ausgewählt, die über ihre historische Bedeutung auf aktuelle Fragestellungen der Medizin hinausweisen.

Jeder Studierende sucht sich zu Beginn der Lehrveranstaltung ein solches Objekt, von dem aus er in vielfältige Themengebiete vordringt, für die das Objekt den Anstoß gibt. Beispielsweise findet sich in der Sammlung ein Herzschrittmacher von „Medtronic“, dessen Gründer Earl Bakken den ersten batteriebetriebenen Herzschrittmacher entwickelte. Verfolgt man die historische Entwicklung des Herzschrittmachers, stößt man nicht nur auf die hochspannende technologische Komponente, auf Fragen nach Funktionsweise und Entwicklungen, sondern auch auf den deutschen Skandal um die Herzschrittmacherentnahme aus Leichen, der ein Schlaglicht auf die ethische und juristische Dimension von medizinischen Gerätschaften wirft. Einige Objekte führen die Studierenden zu hochaktuellen Themen wie der Krankenhaushygiene oder regen zur Reflexion der Arzt-Patienten-Beziehung an, während wieder andere auf teils kuriose, teils tragische Irrtümer in der Medizingeschichte verweisen.

Welcher Art auch die Verflechtungen der jeweiligen Objekte sind, ihnen allen ist gemein, dass sie die Brücke zu aktuellen ökonomischen, ethischen, juristischen, psychologischen und anderen Wechselbeziehungen mit der Medizin schlagen und so ihre vielfältigen Verbindungen mit anderen Disziplinen aufzeigen.

Seit September 2016 läuft am Institut ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Rolle der Zahnärzteschaft im Nationalsozialismus. Es handelt sich um das erste mit externen Mitteln finanzierte Projekt zu diesem Themenfeld.

Während viele fachärztliche Organisationen in den letzten drei Jahrzehnten die Vergangenheit ihrer Berufsvertreter in der Zeit des Nationalsozialismus historisch-kritisch untersuchen ließen, steht die Zahnärzteschaft hier noch am Anfang. Ebendiese Forschungslücke soll nun geschlossen werden.

Das Projektvorhaben wurde von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung 2015 ausgeschrieben. Das Vergabeverfahren wurde durch ein unabhängiges wissenschaftliches Team durchgeführt. Den Zuschlag erhielt die Forschergruppe Prof. Dominik Groß (Erstantragsteller), Enno Schwanke, M.A. (ehemals Aachen, nunmehr Köln) und Dr. Matthis Krischel (ehemals Aachen, nunmehr Düsseldorf).

Das Projekt läuft vom 01.09.2016 bis zum 31.08.2019; Projektleiter ist Dominik Groß, federführender Projektbearbeiter Dr. Jens Westemeier.

Weitere Details entnehmen Sie bitte dem nachstehenden Pressebericht.

Pressebericht, Seite 1

Pressebericht, Seite 2

Seit 2018 wird das Konzept eines Moduls „Wissenschaftliche Integrität“ entwickelt, um ein hochschulweites strukturiertes Angebot zu guter wissenschaftlicher Praxis anbieten zu können. Das Projekt wird mit Mitteln des Landesmasterprogramms gefördert und im Zusammenarbeit mit Lehr- und Forschungsgebiet Gender und Diversity in den Ingenieurswissenschaften entwickelt. Am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin hat Roman Pauli bis Februar 2020 im Projekt gearbeitet; seit Juni 2020 ist Nataliya Sira die Projektbearbeiterin.

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts:

Grundlage einer wissenschaftlichen Tätigkeit ist die Ehrlichkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gegenüber sich selbst und anderen. Diese ist sowohl ethische Norm als auch die Basis von wissenschaftlicher Integrität. Die „Exzellenzuniversität“ RWTH Aachen versteht die Geltung und Anwendung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis als ihre Kernaufgabe und beschäftigt sich auf verschiedenen Ebenen damit, diese Prinzipien an ihre Studierenden, Promovierenden und Mitarbeitenden zu vermitteln. Im  Sinne  der Qualitätssicherung  ist  es  daher  notwendig,  bereits  in  der  frühen  Phase  wissenschaftlicher Tätigkeit die Fragen guter wissenschaftlicher Praxis zu thematisieren und Studierende für adäquates wissenschaftliches Verhalten einerseits und Fehlverhalten andererseits zu sensibilisieren. Damit wird insbesondere das Fundament für die notwendige Qualitätssicherung im Wissenschaftsbetrieb gelegt, das durch nachfolgende Maßnahmen erweitert werden muss.

Der Online-Kurs richtet sich primär an Studierende, die nach erfolgreicher Teilnahme am Modul eine Zulassung für die Anmeldung ihrer Masterarbeit erhalten. Die Aufnahme des Moduls als Voraussetzung zur Zulassung für eine Masterarbeit in die Übergreifende Prüfungsordnung der RWTH Aachen (ÜPO) war ein wichtiger Schritt der strukturellen Verankerung.

Der Online-Kurs „Wissenschaftliche Integrität“ ist modular aufgebaut, um den verschiedenen Zielgruppen gerecht werden zu können. Die Inhaltsvermittlung erfolgt primär durch Lernvideos zu den verschiedenen Themen, die auf der Lehr- und Lernplattform RWTHmoodle zur Verfügung gestellt werden. Dort sind alle relevanten Inhalte, also auch die in den Videos präsentierten Folien sowie maßgebliche Literatur sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch enthalten. Die Anmeldung zu dem Kurs erfolgt über die zugehörige RWTHonline Lehrveranstaltung. Die formale Überprüfung der Kenntnisse wird durch Hausübungen sichergestellt, die mittels des ePrüfungssystems Dynexite durchgeführt werden.

Der Kurs besteht aus sechs Modulen und wird seit dem Wintersemester 2020/21 über einen wiederkehrenden RWTHmoodle-Lernraum angeboten.

Folgende Themen werden über die Module abgedeckt:

  1. Was ist wissenschaftliche Integrität?
  2. Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
  3. Wissenschaftliches Fehlverhalten
  4. Forschungsethik und gesellschaftliche Verantwortung
  5. Diversität in der Wissenschaft
  6. Umgang mit Daten

Die Entwicklung erfolgt in Abstimmung mit der Serviceeinheit „Medien für die Lehre“, wobei insbesondere die Erstellung der digitalen Inhalte und ePrüfungen im Fokus stehen. Zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit wird eine zentrale Verankerung und (technische) Betreuung des Angebots angestrebt (im Center für Lehr- und Lernservices (CLS)); die inhaltliche Pflege und Weiterentwicklung des Materials sollen durch die Dozierenden sichergestellt werden. Die Anforderungen und die Zufriedenheit der Studierenden an den Kurs sowie die Wirksamkeit des Kompetenzerwerbs werden durch kontinuierliche Umfragen analysiert, um das Online-Bildungsangebot zu verbessern und die wichtigsten Konzepte für den Erfolg einer solchen Online-Lehrveranstaltung zu erfassen.

In Kooperation mit der Abt. 12.1 Karriereentwicklung der RWTH wird die Teilnahme auch für die Promovierende, Postdocs und andere Mitarbeitende der RWTH ermöglicht.

Das Projekt „Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt! – Die Darstellung von Medizin in Film und Fernsehen“ wurde 2018 im Rahmen der RWTH-Förderlinie Etablierung von Forschungsmodulen von Saskia Wilhelmy (Leitung), Roman Pauli und Mathias Schmidt eingeworben. 2019 ist das Projekt angelaufen. Es hat die Etablierung eines neuen Forschungsmoduls im Qualifikationsprofil des Medizinstudiengangs der RWTH zum Ziel.

Kurzbeschreibung des Lehrprojekts

Die Medizin und ihre Repräsentanten bilden ein Repertoire, auf das in Film- und Fernsehinszenierungen in vielfältiger Weise zurückgegriffen wird, wobei insbesondere medizinethisch relevante Themen aufgrund ihrer bisweilen existenziellen Bedeutung großes dramaturgisches Potenzial bieten. Die Analyse filmischer Darstellungen ermöglicht einen Zugang zu soziohistorisch bedingten Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit, von Rollenbildern der beteiligten Akteure sowie Konzepten von Norm und Devianz.

Mittels filmischer Analysen lassen sich diese gewachsenen Konstrukte entschlüsseln und ermöglichen die Untersuchung historisch und gesellschaftlich verankerter Vorstellungen und Deutungen von Medizin. Vor diesem Hintergrund wird die medizinethische und -historische Untersuchung filmischer Darstellung von Medizin am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin im Rahmen eines Forschungsprojekts seit 2019 aufgegriffen. An dieses Vorhaben knüpft das angestrebte Forschungsmodul „Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!“ – Die Darstellung von Medizin in Film und Fernsehen“ an. Ziel ist es, Erkenntnisse über etwa soziokulturelle Veränderungen des Arztberufes, wissenschaftlich-technische Entwicklungen, gesellschaftliche Rollen(bilder) oder ökonomische Möglichkeiten der Medizin zu erhalten.

Für Medizinstudierende bietet die Analyse der filmischen Darstellungen einen alltagsnahen Anlass zur Reflexion der eigenen Position im medizinischen Berufssetting. Darunter fallen beispielsweise Entscheidungen in ethischen Konfliktsituationen, die Arzt-Patient-Beziehung oder auch krankheitsbezogene Stigmatisierungen. Mittels historisch-vergleichender Analysen werden zudem deren jeweils zeitbedingter Entstehungszusammenhang sowie Brüche und Kontinuitäten deutlich.

Das Forschungsmodul soll 2020 etabliert und anschließend regelmäßig im Rahmen des Qualifikationsprofils „Medizin & Ethik (Arzt – Patient – Gesellschaft)“ des Modellstudiengangs Medizin der RWTH Aachen University angeboten werden.