Für Ärztinnen und Ärzte

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unter einer komplexen Arzneimitteltherapie verstehen wir einerseits die gleichzeitige und dauerhafte Einnahme mehrerer Wirkstoffe (Polypharmazie), andererseits aber auch neue therapeutische Ansätze mit begrenzter klinischer Erfahrung – etwa Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs) - sowie die medikamentöse Behandlung seltener Erkrankungen, die einen speziellen klinisch-pharmakologischen Beratungsbedarf erfordern. Wenn Ihre Patientin oder Ihr Patient regelmäßig mehr als fünf Arzneimittel einnimmt, unter zahlreichen möglichen Nebenwirkungen leidet oder wiederholt unzureichend aufArzneimittel anspricht, sind Sie bei uns genau richtig.

Der Weg zu einer individuellen Arzneimitteltherapie

Um den Herausforderungen komplexer Arzneimitteltherapien besser zu begegnen, hat das Institut für Klinische Pharmakologie eine spezialisierte Hochschulambulanz eingerichtet. Im Rahmen unserer interdisziplinären Sprechstunde für komplexe Arzneimitteltherapien arbeiten Fachärztinnen und -ärzte für Klinische Pharmakologie, Apothekerinnen und Apotheker sowie Expertinnen und Experten für Pharmakogenetik, die Variationen in der Arzneimittelwirkung aufgrund der genetischen Veranlagung prüfen, eng zusammen. Unser Ziel ist es, personalisierte – auf die individuellen Bedürfnisse Ihrer Patientinnen und Patienten zugeschnittene – Therapieempfehlungen für Arzneimitteltherapien zu erarbeiten.  

Darüber hinaus wollen wir mit unserer Forschung aktiv dazu beitragen, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Arzneimitteln in unterschiedlichen Menschen besser zu verstehen.  Dazu erfassen wir im Rahmen der Kohortenstudie RISKPAT systematisch Routinedaten aus der Sprechstunde, um langfristig Risikoprofile für unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu identifizieren. 

Als universitäres Institut mit Aufgaben in der Lehre beziehen wir dabei auch Studierende sowie Praktikantinnen und Praktikanten nach ausführlicher Einarbeitung und unter unserer ärztlichen Supervision in die Sprechstunde ein. Gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten erfassen wir alle regelmäßig eingenommenen Medikamente - inklusive verschreibungspflichtiger, rezeptfreier und pflanzlicher Präparate. Darüber hinaus erheben wir systematisch häufige und aus Patientensicht relevante Nebenwirkungen (Patient Reported Outcomes). Anschließend überprüft unser interdisziplinäres Team die Medikation ausführlich und gleicht sie mit der individuellen Situation der Patientin oder des Patienten, dem Grund für die Verschreibung und den Diagnosen ab.  

Basierend auf dieser Analyse geben wir Ihnen Empfehlungen für die Auswahl der individuell wirksamsten Arzneimittel sowie zur passenden Dosierung. Darüber hinaus prüfen wir, ob bestimmte Arzneimittel, – insbesondere solche mit ungünstigem Nutzen-Risiko-Verhältnis – aus klinisch-pharmakologischer Sicht reduziert oder abgesetzt werden sollten.

Enge Abstimmung mit den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten

Zur Therapieoptimierung ist uns insbesondere eine enge Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Ihnen, den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, wichtig! Wenn Sie bei einer Ihrer Patientinnen und Patienten eine klinisch-pharmakologische Beurteilung der Gesamtmedikation wünschen, können Sie sie gerne an unsere Sprechstunde für komplexe Arzneimitteltherapie überweisen. Unser wesentliches Ziel ist es, komplexe Arzneimitteltherapien zu vereinfachen, deren Sicherheit zu erhöhen und die Behandlung bestmöglich auf die individuelle Situation Ihrer Patientinnen und Patienten abzustimmen.

Kontakt der Hochschulambulanz

Tel.: 0241 80-80727
klinischepharmakologieukaachende
 

Anmeldeinformationen

So können wir Ihren Patientinnen und Patienten helfen:

  • Erfassung aller Arzneimittel: Wir erstellen gemeinsam mit Ihrer Patientin oder Ihrem Patienten einen umfassenden Überblick über alle Arzneimittel, die sie oder er derzeit einnimmt – egal ob verschreibungspflichtig, rezeptfrei oder pflanzlich – und fassen diese Informationen in einem (bundeseinheitlichen) Medikationsplan zusammen.
     
  • Bewertung von Symptomen: Wir sammeln alle Symptome, die bei Ihrer Patientin oder Ihrem Patienten im Zusammenhang mit der Arzneimitteleinnahme auftreten oder aufgetreten sind, und prüfen, ob diese möglicherweise von bestimmten Arzneimitteln verursacht werden (Kausalitätsassessment).
     
  • Messung pharmakologisch relevanter Parameter: Wir erheben bei Ihrer Patientin oder Ihrem Patienten Labor- und Untersuchungsparameter, die für die Arzneimitteltherapie relevant sind.
     
  • Prüfung der Relevanz pharmakogenetischer Diagnostik: Wir prüfen, ob eine pharmakogenetische Diagnostik für Ihre Patientin oder Ihren Patienten sinnvoll sein könnte. Falls ja, integrieren wir die Pharmakogenetik in unsere Beratung.
     
  • Rückmeldung an Sie: Wir prüfen die Medikation Ihrer Patientin oder Ihres Patienten gründlich und setzen diese in Bezug zur individuellen Situation, dem Verschreibungsgrund und den Diagnosen. Anschließend erstellen wir schriftliche Empfehlungen zu Dosisanpassungen, Wirkstoffauswahl und, falls erforderlich, zu weiterführender (pharmakogenetischer) Diagnostik. Diese Empfehlungen leiten wir dann an Sie weiter, um die Arzneimitteltherapie optimal auf die individuellen Bedürfnisse Ihrer Patientin oder Ihres Patienten abzustimmen.