Was auf den ersten Blick wie ein spaßiger Trend wirkt, hat einen ernsten Kern: Männer leben laut WHO im Schnitt vier Jahre kürzer als Frauen. Ein klarer Anlass, um das eigene Gesundheitsbewusstsein zu schärfen und regelmäßige Vorsorge sowie psychisches Wohlbefinden stärker in den Fokus zu rücken. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen vor und beleuchten Aspekte der psychischen Gesundheit.
Prostatakrebsvorsorge ab 45
Prostatakrebs ist mit durchschnittlich 65.820 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebsart bei Männern, wobei statistisch gesehen einer von sieben Männern im Laufe seines Lebens daran erkrankt. Besonders betroffen sind ältere Männer, etwas mehr als drei Prozent aller Prostatakrebs-Fälle enden tödlich. Männer ab 45 Jahren haben Anspruch auf eine jährliche und kostenlose Früherkennungsuntersuchung der Geschlechtsorgane.
Bei dieser wird vor allem die sogenannte digital-rektale Tastuntersuchung eingesetzt. Dabei tastet die Ärztin oder der Arzt die Prostata über den Enddarm ab. Bei einem auffälligen Tastbefund ist der Krebs meist nicht mehr im Frühstadium und hat schon eine gewisse Größe erreicht, weshalb diese Vorsorgeuntersuchung nicht als verlässliche alleinige Methode gilt.
Deshalb empfiehlt die in diesem Jahr aktualisierte medizinische Leitlinie des Leitlinienprogramms Onkologie, die Früherkennung stärker am individuellen Risiko auszurichten. Im Mittelpunkt steht dabei der sogenannte PSA-Test. Dieser misst einen bestimmten Wert im Blut, der Hinweise auf Prostatakrebs geben kann. Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt entscheiden Männer selbst, ob sie diesen Test regelmäßig machen möchten. Liegt der PSA-Wert unter 3, reicht nach Leitlinienempfehlung eine Kontrolle alle fünf Jahre. Ist er höher, sollte alle zwei Jahre geprüft werden. Die Kosten für den PSA-Test müssen Männer in der Regel selbst tragen, sie belaufen sich auf circa 15 bis 25 Euro. Bei auffälligen Werten wird genauer hingeschaut, zum Beispiel mit einer Magnetresonanztomographie (MRT).
Die Tastuntersuchung bleibt weiterhin ein hilfreiches Instrument als ergänzende Maßnahme bei konkretem Verdacht. „Mit den neuen Empfehlungen können wir besser auf die persönliche Situation jedes Mannes eingehen und unnötige Eingriffe vermeiden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Saar, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie an der Uniklinik RWTH Aachen. „Die Tastuntersuchung ist nicht überflüssig, aber sie steht nicht mehr allein im Mittelpunkt.“
Self-Check als Vorsorgeinstrument bei Hodenkrebs
Im Jahr werden rund 4.000 Männer in Deutschland mit Hodenkrebs diagnostiziert, was diese Erkrankung zu einer vergleichsweise seltenen Krebsart macht. Im Gegensatz zu fast allen anderen Krebserkrankungen treten die meisten Fälle in einem vergleichsweise frühen Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf. Symptome am Hoden sind Verhärtungen, Knoten, Größenveränderungen oder einseitiges Ziehen oder Druckgefühl. Andere Anzeichen, die nicht direkt mit den Hoden in Verbindung gebracht werden, sind ein Ziehen in der Leiste oder im unteren Rückenbereich. In seltenen Fällen kommt es zu einer Brustvergrößerung, der sogenannten Gynäkomastie, oder Empfindlichkeit der Brust.
Ein tückisches Merkmal von Hodenkrebs ist, dass er oft keine oder nur minimale Schmerzen verursacht – was dazu führt, dass Veränderungen häufig nicht ernst genommen oder zu spät erkannt werden. Da der Verdacht auf ein Karzinom als Notfall gilt, sollten Männer beim Entdecken dieser Symptome schnellstmöglich eine Urologin oder einen Urologen aufsuchen.
Jugendliche und Männer sollten ab der Pubertät regelmäßig eine Selbstuntersuchung durchführen. „Einmal im Monat sollten sich Männer selbst am Hoden abtasten, am besten unter der Dusche, wenn das Gewebe weich ist. So lassen sich Veränderungen frühzeitig entdecken“, empfiehlt Prof. Saar. Hodentumore sind meist als harte und schnell wachsende Schwellungen in der Größe eines Kirschkerns spürbar. Ein Ultraschall bietet dabei schon Klarheit und kann den Verdacht auf Hodenkrebs bestätigen oder entkräftigen. Wenn der Hodentumor früh erkannt wird, liegen die Heilungschancen bei über 95 Prozent. Das Centrum für Integrierte Onkologie Aachen (CIO) berät Sie gerne.
Seelische Gesundheit im Blick behalten
Auch heute noch prägen traditionelle Rollenbilder das männliche Selbstbild, besonders wenn es um psychische Gesundheit geht. Männliche Stereotypen wie beispielsweise Stärke, Macht, Konkurrenz, Unabhängigkeit, Wagemut und Tapferkeit können dazu führen, dass Männer weniger fürsorglich gegenüber der eigenen psychischen Gesundheit sind. Zwar werden starke Stressbelastungen oder Depressionen bei Männern in Deutschland seltener diagnostiziert als bei Frauen, doch die Selbstmordrate bei Männern ist dreimal so hoch wie bei Frauen. Männer suchen sich bei psychischen Problemen statistisch betrachtet seltener professionelle Hilfe. Darüber hinaus haben sie oftmals abweichende Symptome. Antriebslosigkeit und Traurigkeit, gängige Merkmale einer Depression, können sich bei Männern als Aggressivität, Wut und Gereiztheit äußern – das passt nicht zum gesellschaftlich erwarteten Erscheinungsbild.
Jeder Mensch reagiert anders auf psychische Belastungen. Wenn man unter Erschöpfung leidet, nachts schlaflos bleibt oder das Durchbrechen negativer Gedankenmuster schwerfällt, kann professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie unterstützen. Sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein mutiger Schritt zu mehr Lebensqualität und Selbstfürsorge.

