Grünenthal, Uniklinik RWTH Aachen und RWTH Aachen kooperieren, um Schmerzforschung voranzutreiben

Grünenthal, die Uniklinik RWTH Aachen und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) haben eine Zusammenarbeit angekündigt, um die Entwicklung von Schmerzmitteln der nächsten Generation voranzutreiben. An der Zusammenarbeit beteiligt sind die Institute von Dr. Angelika Lampert, Professorin für Physiologie an der Uniklinik RWTH Aachen, und Dr. Marc Spehr, Lichtenberg-Professor für Chemosensorik an der RWTH Aachen. Die Partner sind bestrebt, eine Reihe von Instrumenten für die translationale Forschung und humanisierte präklinische Modelle zu entwickeln, um die Target-Validierung zu verbessern. 

Im Rahmen der Vereinbarung wird Grünenthal die von Professor Lampert und Professor Spehr geleiteten Institute mit rund 1 Million Euro unterstützen. Ein Teil der Mittel dient der Einrichtung von zwei neuen Post-Doc-Stellen. Die Sondierungsarbeiten an der Uniklinik RWTH Aachen und der RWTH Aachen werden, wenn sie erfolgreich sind, eine spätere Integration in die Arzneimittelentwicklung bei Grünenthal ermöglichen.

Chronische Schmerzen stellen eine erhebliche Belastung dar, von der weltweit bis zu einem Fünftel der Menschen betroffen ist [1]. Als einer der häufigsten Gründe, warum Menschen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen [2], beeinträchtigen sie Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften und tragen erheblich zur Verrentung von Arbeitsunfähigen bei [3]. Unter dem Begriff chronische Schmerzen werden verschiedene Indikationen zusammengefasst, und die Patienten erfahren häufig eine begrenzte Wirksamkeit der verfügbaren Arzneimittel.

Trotz umfangreicher Forschungsarbeiten wurden bisher nur begrenzte Fortschritte bei der Entwicklung neuer Arzneimittel erzielt, die diesen ungedeckten medizinischen Bedarf decken. Wissenschaftler haben Nagetiermodelle verwendet, um die zellulären und molekularen Mechanismen zu untersuchen, die bei Schmerzen eine Rolle spielen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser präklinischen Erkenntnisse in neue Behandlungen für Patienten mit chronischen Schmerzen hat sich jedoch als schwierig erwiesen. Die Pathophysiologie chronischer Schmerzen hängt von einer Reihe von Aspekten ab, die bei präklinischen Tierarten noch nicht gut modelliert wurden, da sich die molekularen, zellulären und genetischen Mechanismen von Schmerz bei verschiedenen Tierarten grundlegend unterscheiden.

"Um die Target-Validierung und das Translationspotenzial neuartiger Analgetika zu verbessern, wollen wir zwei Lücken schließen", erklärt Dr. Jan Adams, Chief Scientific Officer bei Grünenthal. "Zum einen möchten wir unsere Hypothesen in menschlichen Zellen und Geweben besser validieren und zum anderen Modelle zur Untersuchung von Zell-Zell-Interaktionen schaffen."

Grünenthal und die Uniklinik RWTH Aachen werden zusammenarbeiten, um eine gemeinsame lokale Infrastruktur für die ethische und zuverlässige Beschaffung von menschlichen Dorsalwurzelganglien (DRGs) und anderen Geweben von Interesse zu schaffen. Die Zusammenarbeit wird auch den Vergleich von nicht-menschlichen Modellen mit menschlichen Modellen und die Erforschung komplexer Modellsysteme und neuropathischer Schmerzmechanismen umfassen.

Menschliche Dorsalwurzelganglien sind wichtige Kommunikationsknoten bei der Übertragung von Signalen vom peripheren somatosensorischen Nervensystem zum zentralen Nervensystem und schließlich zum Gehirn, wo die Signale als Schmerz wahrgenommen werden. "Die Untersuchung hochwertiger menschlicher DRGs wird es uns ermöglichen, entscheidende Krankheitsmechanismen bei neuropathischen Schmerzen zu verstehen", sagt Dr. Angelika Lampert, Professorin für Physiologie an der Uniklinik RWTH Aachen. "Darüber hinaus werden wir einen vergleichenden Ansatz zwischen menschlichen und nicht-menschlichen DRGs durchführen. Eines unserer Hauptziele ist es, die beste Surrogat-Spezies zu identifizieren, um die mechanistische Translation in die Klinik so effizient wie möglich zu unterstützen."

Jüngste wissenschaftliche Fortschritte ermöglichen es den Forschern, sensorische Neuronen auf der Ebene einer einzelnen Zelle zu untersuchen, um die am Schmerz beteiligten Mechanismen zu analysieren. "Diese Erkenntnisse sind zwar nützlich, aber es ist nach wie vor entscheidend, die Interaktion zwischen den Zellen in der präklinischen Umgebung zu erhalten, um die Krankheitsmechanismen in einem lebenden Organismus angemessen nachzubilden und übertragbare Daten zu erhalten", sagt Dr. Marc Spehr Lichtenberg, Professor für Chemosensorik an der RWTH Aachen. "Durch die Zusammenarbeit werden wir translationale Modelle etablieren, in denen wir genau diese Wechselwirkungen mit speziellen elektrophysiologischen Methoden messen können. Diese haben das Potenzial, die Zuverlässigkeit der Target-Validierung und die Qualität der Wirkstoffprüfung zu verbessern."

Grünenthal und die Professoren Spehr und Lampert teilen ein gemeinsames Forschungsinteresse an Schmerz und Neurowissenschaften. Dr. Angelika Lampert ist eine führende Forscherin auf dem Gebiet der spannungsabhängigen Natriumkanäle. Sie untersucht die Struktur und Funktion dieser Kanäle und wie man möglicherweise periphere Schmerzen durch deren pharmakologische Modulation verhindern kann. Dr. Marc Spehr erforscht, wie chemische Reize über komplexe biochemische Signalkaskaden in eine zellspezifische Reaktion umgewandelt werden, und hat so ein Verständnis dafür entwickelt, wie diese Signalmechanismen auf molekularer und zellulärer Ebene funktionieren.

Grünenthal ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Schmerzforschung und -behandlung und hat in den letzten Jahrzehnten sechs wichtige Behandlungsoptionen für Schmerzpatienten entwickelt. Heute widmet sich das Unternehmen der Entwicklung innovativer nicht-opioider Schmerztherapien, die einen ungedeckten medizinischen Bedarf decken. In der Forschung und Entwicklung verfolgt Grünenthal eine ausgeprägte Strategie der therapeutischen Bereiche und konzentriert seine Bemühungen auf vier wichtige Schmerzindikationen: periphere neuropathische Schmerzen, chronische Schmerzen nach Operationen, chronische Kreuzschmerzen und Osteoarthritis.

Über die Uniklinik RWTH Aachen

Die Uniklinik RWTH Aachen ist ein Supramaximalversorger, der patientenorientierte Medizin und Pflege, Lehre und Forschung auf internationalem Niveau verbindet. Mit 35 Fachkliniken, 30 Instituten und sechs interdisziplinären Einheiten deckt das Universitätsklinikum das gesamte medizinische Spektrum ab. Hervorragend qualifizierte Teams aus Ärzten, Pflegekräften und Wissenschaftlern engagieren sich kompetent für die Gesundheit der Patienten. Die Bündelung von Krankenversorgung, Forschung und Lehre in einem zentralen Gebäude bietet die besten Voraussetzungen für einen intensiven interdisziplinären Austausch und eine enge klinische und wissenschaftliche Vernetzung. Rund 9.000 Mitarbeiter sorgen für eine patientenorientierte Medizin und Pflege nach anerkannten Qualitätsstandards. Mit 1.400 Betten behandelt die Uniklinik RWTH Aachen rund 50.000 stationäre und 200.000 ambulante Fälle pro Jahr.

Über die RWTH

Die RWTH Aachen nutzt starke Forschungsnetzwerke und die intellektuelle Neugier ihrer Mitarbeiter, um kühne wissenschaftliche Fragen zu beantworten, Spitzenwissen zu transferieren und innovative Entdeckungen voranzutreiben, die globale Herausforderungen beeinflussen. Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder bot der RWTH die einmalige Chance, ihr Forschungsprofil durch die Stärkung der Naturwissenschaften und die Förderung interdisziplinärer Forschung zu schärfen. Themen sind unter anderem nachhaltige synthetische Kraftstoffe, Data Mining, Computational Science, Produktionstechnik, Hochleistungswerkstoffe, Gesundheit, nachwachsende Rohstoffe und Mobilität. An der Universität sind über 47.000 Studierende in 170 Studiengängen eingeschrieben. Darunter sind mehr als 13.354 internationale Studierende aus 138 Ländern.

Über Grünenthal

Grünenthal ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Schmerztherapie und verwandter Krankheiten. Als wissenschaftsbasiertes Pharmaunternehmen in Privatbesitz können wir auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken, in der wir Patienten weltweit innovative Behandlungen und modernste Technologien zur Verfügung stellen. Unser Ziel ist es, Leben zum Besseren zu verändern, und Innovation ist unsere Leidenschaft. Wir konzentrieren alle unsere Aktivitäten und Bemühungen auf die Verwirklichung unserer Vision einer schmerzfreien Welt. Grünenthal hat seinen Hauptsitz in Aachen, Deutschland, und ist in 28 Ländern in Europa, Lateinamerika und den USA vertreten. Unsere Produkte sind in mehr als 100 Ländern erhältlich. Im Jahr 2021 beschäftigte Grünenthal rund 4.500 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 1,5 Mrd. €.

Mehr Informationen: www.grunenthal.com


[1] Treede et al Pain 2015 Jun;156(6):1003-1007.

[2] Breivik, H. et al., Survey of chronic pain in Europe: Prevalence, impact on daily life, and treatment, European Journal of Pain 10 (2006) 287–333.

[3] Saastamoinen, P. et al., 2012, Pain and disability retirement: a prospective cohort study.

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