Hilfe bei überaktiver Blase

Urologe der Uniklinik RTWH Aachen implantiert Patientinnen erstmalig in Europa Neuromodulationssysteme am Unterschenkel

In Deutschland leiden sechs Millionen Menschen an einer überaktiven Blase. Die Häufigkeit beträgt in der erwachsenen Bevölkerung circa 11 bis 16 Prozent und steigt mit zunehmendem Alter an. Frauen und Männer sind etwa in gleichem Maße davon betroffen. Dr. Sajjad Rahnama’i, Oberarzt in der Klinik für Urologie an der Uniklinik RWTH Aachen, hat jetzt erstmals zwei Patientinnen das Bioness StimRouter®-Neuromodulationssystem am Unterschenkel implantiert, mithilfe dessen sie ihren Harndrang wieder selbst regulieren können. Nach der CE-Zulassung zur Behandlung der überaktiven Blase im Februar 2019 war es europaweit die erste Operation dieser Art.

Die überaktive Blase betrifft circa 546 Millionen Menschen weltweit und kann dramatische Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Patienten mit überaktiver Blase leiden unter einem übermäßig starken Harndrang, müssen sehr häufig zur Toilette gehen und verlieren mitunter auch Urin, wenn sich das plötzliche Harndranggefühl bemerkbar macht. Ursachen für eine überaktive Blase können eine zugrundeliegende neurologische Erkrankung – wie etwa Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose – oder vorangegangene Operationen im kleinen Becken sein.

Zu den Behandlungsmethoden der überaktiven Blase gehörten bislang externe perkutane (durch die Haut wirkende) Nadelstimulationsverfahren sowie invasive Systeme zur Stimulation von Sakralnerven. Anders ist es beim Bioness StimRouter, der bislang ausschließlich für die Therapie chronischer peripherer Nervenschmerzen genutzt wurde und nun bei der Behandlung der überaktiven Blase einen neuen Standard setzen soll. Das innovative Neuromodulationssystem – also ein System, das die Weitergabe von Nervenimpulsen beeinflusst – beinhaltet ein Implantat aus einem kleinen, 15 cm langen isolierten Draht. Das Implantat gibt sanfte Stimulationsimpulse an den Schienbeinnerv, den sogenannten Tibial-Nerv, ab und reduziert auf diese Weise den chronischen Harndrang. Bei der ersten StimRouter-Implantation in Europa, Ende April durchgeführt von Dr. Sajjad Rahnama’i aus der Uniklinik RWTH Aachen, hat der Urologe bei seinen beiden Patientinnen lediglich einen kleinen Schnitt gesetzt; die Eingriffszeit in lokaler Betäubung betrug nur rund 30 Minuten.

Dr. Sajjad Rahnama’i bringt die Vorteile auf den Punkt: „Die neue Schienbeinnerv-Stimulation mit dem StimRouter stellt eine erhebliche Verbesserung für unsere Patienten dar. Zum einen ist es eine dauerhafte Lösung, wöchentliche oder monatliche Arztbesuche sind nicht mehr notwendig. Zum anderen ermöglicht ihnen eine tragbare Fernbedienung, die Behandlung zu Hause durchzuführen. Damit regulieren die Patientinnen den Nachrichtenaustausch zwischen Nervensystem und Blase und erlangen so wieder die Kontrolle über die individuelle Therapie.“

Mit dem Bioness StimRouter können die Urologen ab sofort eine minimal-invasive Neuromodulation zur Behandlung der überaktiven Blase, aber auch der unteraktiven Blase und des Blasenschmerzsyndroms anbieten. Außerdem plant das Team derzeit eine prospektive Studie, um die Erfolgsraten festzulegen.

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.

Als erster Arzt in Europa hat Dr. Sajjad Rahnama'i (Mitte; hier zu sehen mit Johan Maas vonder Firma Bioness und einem Kollegen aus den USA) zwei Patientinnen das Bioness StimRouter-Neuromodulationssystem implantiert

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