Oxytocin beeinflusst, wie intensiv wir soziale Reize empfinden

Das Hormon steigert die Aktivität im ventralen tegmentalen Hirnareal.

Manche Menschen haben Probleme in sozialen Situationen. Sie schätzen Äußerungen und Emotionen ihres Gegenübers falsch ein und reagieren daher nicht immer adäquat. Ein Erklärungsansatz hierfür könnte eine Fehlfunktion der durch Oxytocin beeinflussten Gehirnmechanismen sein. So konnte unter anderem in früheren Untersuchungen gezeigt werden, dass Menschen nach Oxytocingabe häufiger auf die Augenregion eines Gesichts schauten, ihr also mehr Bedeutung beimaßen, und so Emotionen besser erkennen und einschätzen konnten.

Um zu klären, ob die Oxytocin-Aufnahme auch beim Menschen - wie im Tiermodell - über das ventrale tegmentale Areal erfolgt, wurde eine Untersuchung mit der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomografie (fMRT) durchgeführt, bei der die Hälfte der Probanden ein Oxytocin-Nasenspray erhielt, die andere Hälfte dagegen ein Placebo-Spray. Die Probanden bearbeiteten während der fMRT-Untersuchung eine soziale Belohnungs- und Bestrafungsaufgabe. Hierbei konnten sie, wenn sie schnell genug per Knopfdruck auf ein Symbol reagierten, belohnt (lächelndes Gesicht) oder  - bei zu langsamer Reaktion - bestraft werden (böses Gesicht). Zusätzlich gab es Durchläufe, bei denen den Probanden keinerlei Rückmeldung gegeben wurde.

Oxytocin sorgte für mehr Aktivität im ventralen tegmentalen Areal

Tatsächlich war die Aktivität des ventralen tegmentalen Areals unter Oxytocin bedeutsam erhöht, allerdings lediglich bei den Durchläufen, in denen die Probanden eine Belohnung oder Bestrafung als Rückmeldung erwarteten. Ein Teil der Probanden, die Oxytocin erhalten hatten, waren in der Aufgabe auch bedeutsam besser als die Probanden mit einem Placebo. Die Verbesserung trat allerdings nur bei Probanden ein, die angegeben hatten, weniger gut mit sozialen Situationen zurechtzukommen.

Fazit: Oxytocin verstärkt die neuronale Verarbeitung von wichtigen sozialen Reizen unter bestimmten Bedingungen. Demzufolge scheint das Hormon Oxytocin auch beim Menschen über das ventrale tegmentale Areal die empfundene Bedeutung von sozialen Reizen zu beeinflussen. Durch die Verstärkung der empfundenen Bedeutsamkeit sozialer Reize durch Oxytocin könnte auch eine höhere Motivation auf diese zu reagieren entstehen. Auf diese Weise ließen sich auch frühere Forschungsergebnisse (z.B. verstärkte Aufmerksamkeitsausrichtung zu Gesichtern) erklären.

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