Der ältere Mensch im Fokus der Medizin

Mit dem Alter steigt das Risiko zu erkranken. Daher legt die Medizin mit dem Fachgebiet der Geriatrie ein besonderes Augenmerk auf die ältere Generation. In der aktuellen Ausgabe von #MiDdigital informieren die Experten der Uniklinik RWTH Aachen zu diesem Thema.

Altersmedizin, auch Geriatrie genannt, beschäftigt sich mit dem Menschen ab 70 Jahren und den für dieses Alter typischen Mehrfacherkrankungen. Das Fachgebiet erfährt aufgrund des demographischen Wandels ein besonderes Interesse: Die  Zahl der über 85-Jährigen in Deutschland wird sich in den kommenden 30 Jahren auf sieben Prozent der Gesamtbevölkerung verdoppeln. Damit steigt die Anzahl der Menschen mit mehreren – sowohl akuten als auch chronischen –  Krankheiten deutlich an.

Ältere Menschen benötigen spezielle medizinische Hilfe. Univ.-Prof. Dr. med. Cornelius Bollheimer, Direktor der Klinik für Altersmedizin (Medizinische Klinik VI), und Priv.-Doz. Dr. med. Miguel Pishnamaz, Leitender Arzt in der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und des Alterstraumazentrums, arbeiten mit ihren Teams bei der Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten daher eng zusammen: „Uns ist wichtig, dass wir alle körperlichen Funktionen  erhalten oder bestmöglich wiederherstellen können. Für unsere Patientinnen und Patienten ist entscheidend, dass ihre Selbstständigkeit nicht zu stark aufgrund ihrer Erkrankungen beeinträchtigt wird, da ansonsten eine Pflegebedürftigkeit  daraus entstehen könnte. Wir wollen den Menschen dabei helfen, nach der Behandlung bei uns wieder ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen“, erklärt Prof. Bollheimer. 

Geriatrie: Die Medizin der Zukunft

Übergeordnetes Behandlungsziel der Geriatrie ist der bestmögliche Erhalt von Autonomie und damit der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten ab 70. Hierfür ist eine ganzheitliche altersgerechte Behandlung des Patienten und seiner vorhandenen, aber auch der verlorengegangenen Funktionen wie zum Beispiel der Mobilität und Selbstversorgung notwendig. Die sogenannte Gebrechlichkeit ist für die Geriatrie und ihre Behandlungsansätze viel wichtiger als das genaue kalendarische Alter der Patientinnen und Patienten. Neben sehr guten allgemeinen medizinischen Fachkenntnissen vor allem in den Fächern Innere Medizin, Neuro logie und Psychiatrie müssen sich die Expertinnen und Experten  auch mit den alterstypischen Erkrankungen, den sogenannten geriatrischen Syndromen und ihren vielfältigen Facetten auskennen. Das sind beispielsweise Sturzneigung, Inkontinenz, Mangelernährung oder auch die Demenz. Geriaterinnen und Geriater übernehmen eine zentrale Rolle bei der Koordination des Behandlungsteams, das sich neben den Ärztinnen und Ärzten aus Vertretern der Pflege, der Ergo- und Physiotherapie, der Psychologie, der Sozialarbeit, der Ernährungsberatung und der Seelsorge zusammensetzt. „Wir sehen bei unseren älteren Patientinnen und Patienten viele unterschiedliche, teils sehr komplexe Krankheitsbilder. Unsere Altersmedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle  Beschwerden interdisziplinär und ganzheitlich zu behandeln“, erklärt Prof. Bollheimer.


Zum Nachschauen: Von #MiDdigital, der Vortragsreihe aus der Uniklinik RWTH Aachen rund um Ihre Gesundheit, gibt es mittlerweile neun Folgen. 

Ein älteres Pärchen geht macht Arm in Arm einen Spaziergang vor der Kulisse eines edlen Gebäudes (Urlaub)
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