Nach dem Motto „Hinter jedem guten Studierenden stehen gute Lehrende“ vergeben Aachens Medizinstudierende jährlich den PAULA-Lehrpreis für besondere Leistungen in der universitären Lehre. Die Aachener Medizinstudierenden können über das ganze Jahr Dozentinnen und Dozenten nominieren, die ihnen durch ihr besonderes Engagement aufgefallen sind. Die drei jeweils meistgenannten Nominierten jeder Kategorie stehen abschließend zur Wahl für alle Medizinstudierenden. Pandemiebedingt fand die Preisverleihung für Prof. Dr. rer. nat. Gerhard Müller-Newen (Kategorie „Beste Vorlesung“), Priv.-Doz. Dr. med. Karim Hamesch (Kategorie „Bestes Bedside-Teaching“) und Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Michael Huber (Kategorie „Außergewöhnliches Engagement“) im Rahmen der digitalen Pathofete statt.
Wie haben Sie Ihre eigene Lehre erlebt? Was fanden Sie anregend beziehungsweise was wollen Sie anders machen?
Dr. Hamesch: Mir hat es schon in meiner Studienzeit Spaß gemacht, als Tutor zu lehren. Früher als gedacht – an meinem buchstäblich ersten Arbeitstag – war ich dann plötzlich Dozent und übernahm einen Untersuchungskurs am Patientenbett. Da habe ich mir spontan überlegt, was aus Studierendenperspektive interessant und hilfreich wäre. Seither frage ich zu Beginn, was für die Studierenden individuell relevant ist und stimme die Lernziele ab. Um diese Ziele nachhaltig zu erreichen, ist mir wichtig, dass die Studierenden sich in einer lockeren Atmosphäre wohl fühlen, damit sich alle aktiv einbringen. Dann gelingt es auch besser, gemeinsam auf Augenhöhe nicht nur die inhaltlichen, sondern auch die vielen anderen Facetten, die zur guten Ausübung des Arztberufes gehören, zu diskutieren.
Was zeichnet aus Ihrer Sicht innovative Lehre aus?
Dr. Hamesch: Lehre ist aus meiner Sicht vor allem dann nachhaltig, wenn die Studierenden bei ihrem individuellen Wissensstand abgeholt werden und interaktiv Sachverhalte erarbeiten. Gerade für praktische Inhalte kommt es auf das Miteinander mit den Studierenden an. Pandemie-bedingt gab es zwar „innovative“ digitale Formate, aber diese bedingen eine geringere Interaktion. Online-Lehre hat diverse Vorzüge und wird eine gute Ergänzung sein. Bedside teaching sollte aber wieder vor allem am Patientenbett stattfinden. Das bietet Studierenden auch die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, die nicht in Büchern stehen. Was zum Beispiel theoretisch schwer zu vermitteln ist - aber von zentraler Bedeutung - ist das kommunikative Verhalten. Daher lege ich nicht nur Wert auf die korrekte Anwendung von Fachwissen, sondern auch auf die „bedside manner“. Und wenn Studierende längere Zeit mit mir zusammenarbeiten, versuche ich, verschiedene klinische Situationen für die Lehre zu nutzen. Denn der Alltag bietet unzählige Gelegenheiten: Jeder Patientenkontakt ist auf kommunikativer Ebene einzigartig, jeder Fall auf inhaltlicher Ebene eine Möglichkeit für Wissenszuwachs. Die Innere Medizin bietet auch viele Möglichkeiten des „hands-on teaching“. Dabei gilt bei praktischen Fertigkeiten für mich das Motto „see one, do one, teach one“: Unter Anleitung wird eine Prozedur erklärt, bei der nächsten Gelegenheit unter Supervision selbst ausgeführt und schließlich von Studierenden den Mitstudierenden vermittelt. Am Ende sollte Lehre für alle Beteiligten von Wertschätzung geprägt sein und Spaß machen. Genauso wie im späteren „echten“ Alltag.
Was bedeutet Ihnen der PAULA-Preis?
Dr. Hamesch: Ich habe mich über die Nominierung sehr gefreut. Bei der Veranstaltung war ich beeindruckt vom Engagement der Studierenden. Ihre Reden haben einmal mehr gezeigt, wie vielseitig die Lehrangebote des Modellstudiengangs sind und mit welch beherztem Einsatz Dozierende unterschiedlicher Fachrichtungen lehren. Die Fachschaft hat in den letzten Jahren mit großem Einsatz dieses tolle Projekt organisiert, das auch einen Beitrag zur Anerkennung der facettenreichen Lehransätze in Aachen leistet. Mich persönlich motiviert der PAULA-Preis meine Lehre wie gehabt fortzuführen und neue Formate auszuprobieren.
Die PAULA-Preisverleihung 2021 und die Laudationes der Fachschaft für Medizin der RWTH Aachen University für die drei Preisträger können Sie sich auf Youtube anschauen.
- Laudatio für Prof. Müller-Newen: ab Minute 52:00
- Laudatio für Dr. Hamesch: ab Minute 30:11
- Laudatio für Prof. Huber: ab Minute 16:50




