24. EUREGIO-Symposium

Am 29. November 2025 hatte die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bereits zum 24. Mal zum EUREGIO-Symposium eingeladen. Zahlreiche Gäste nahmen mit großem Interesse an den Vorträgen und Diskussionen zum diesjährigen Thema „Speicheldrüsenerkrankungen“ teil.
Die Veranstaltung bot dabei eine angenehme und anregende Atmosphäre.
Das umfangreiche Programm begann mit den einleitenden Worten des Gastgebers und Moderators, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Frank Hölzle (Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen).

Gleich der erste Vortrag erwies sich als besonders interessant: PD Dr. med. Dr. med. dent. Mark Ooms (Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) präsentierte unter dem Titel „Propädeutik der Speicheldrüsen (Anatomie)“ eine klare und anschauliche Einführung in die Anatomie der Speicheldrüsen. Ausgehend von ihren grundlegenden Aufgaben führte er strukturiert über die Einteilung hin zu den wesentlichen anatomischen Details. Besonders hervorzuheben war die verständliche Darstellung der Lokalisation der einzelnen Drüsen unter Einbezug relevanter Nachbarstrukturen, wodurch der Vortrag sehr informativ war.

Der zweite Vortrag knüpfte nahtlos an das anatomische Grundlagenwissen an: PD Dr. med. Dr. med. dent. Anna Bock (Fachärztin der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) präsentierte unter dem Titel „Entzündungen der Speicheldrüse“ einen klar strukturierten Überblick über die unterschiedlichen Formen der Speicheldrüsenentzündungen. Sie erläuterte anschaulich deren typische Verläufe, Ursachen, häufige Lokalisationen sowie die zugrunde liegende Pathogenese. Zudem vermittelte sie die Inhalte in einer angenehm verständlichen Weise. Abschließend stellte sie wirkungsvolle Therapiemöglichkeiten vor, wobei der funktionelle Erhalt der betroffenen Drüse stets im Mittelpunkt stand.

Univ.-Prof. Dr. med. Markus Wirth (Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Uniklinik RWTH Aachen) präsentierte im letzten Vortrag des ersten Themenblocks „Die unklare Raumforderung der Speicheldrüsen“ einen sehr interessanten Patientenfall einer jungen Patientin mit einem Salivary-Duct-Karzinom und erläuterte die schrittweise Herangehensweise an die Therapie, wobei er sowohl die Vor- als auch die Nachteile der verschiedenen Optionen darstellte. Dabei ging er auch auf die Planung der Operation im Allgemeinen ein und gab hilfreiche Tipps zur Durchführung, insbesondere zur Nervenschonung während des Eingriffs. Hierbei verwies er auf die Zuhilfenahme der aktuellen Leitlinie. Am Ende seiner Präsentation stellte Univ. Prof. Dr. Markus Wirth einen zweiten Fall vor, bei dem es sich um einen Patienten handelte, dessen Behandlung durch die Teilnahme an einer klinischen Studie mit Liquid Biopsy maßgeblich optimiert werden konnte. Er erklärte, wie die Liquid Biopsy es ermöglichte, die Therapie präzise und auf den individuellen Patienten abgestimmt zu gestalten. Besonders betonte er, dass diese Methode nicht nur für die initiale Diagnosestellung von Nutzen ist, sondern sich auch hervorragend zur Verlaufskontrolle eignet. Univ.-Prof. Dr. Wirth hob hervor, dass die Liquid Biopsy in Zukunft eine wichtige Rolle in der personalisierten Medizin spielen könnte.

Der zweite Themenblock startete nach einer kurzen Pause, in der sich die Gäste bei einem leckeren Frühstück und frisch aufgebrühtem Kaffee stärken konnten, mit dem Vortrag „Speicheldrüsentumoren – von der Histologie zur Tumorresektion“ von Dr. med. Claudio Cacchi (Oberarzt im Institut und Lehrstuhl für Pathologie, Uniklinik RWTH Aachen) und PD Dr. med. Dr. med. dent. Ashkan Rashad (Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen). Dr. Cacchi und PD Dr. Dr. Rashad führten gemeinsam durch den ersten Vortrag dieses Blocks und stellten insgesamt vier eindrückliche Fallbeispiele vor. Zu Beginn erläuterten sie die relevanten Leitlinien mit ihren zentralen Empfehlungen. Im ersten Patientenfall präsentierten sie ein pleomorphes Adenom eines jungen Patienten. Sie erklärten anschaulich, wie sich gutartige von bösartigen Tumoren histologisch abgrenzen lassen. Als nächstes folgte der Fall eines 62-jährigen Patienten mit einem Warthin-Tumor, dem zweithäufigsten gutartigen Parotistumor. Hierbei wurde besonders auf die typischen histologischen Merkmale sowie den Risikofaktor Rauchen eingegangen. Der dritte Fall behandelte ein Mukoepidermoidkarzinom, den häufigsten malignen Tumor der Parotis. Auch hier verdeutlichte Dr. Cacchi die entscheidenden mikroskopischen Charakteristika und deren Bedeutung für die Therapieplanung.
Als vierter und brandaktueller Fall wurde ein Patient vorgestellt, der erst vor zwei Wochen operiert worden war. Bei ihm lag ein Adenoidzystisches Karzinom vor – ein seltener, jedoch aggressiv wachsender Tumor. Die Referierenden erläuterten die Diagnostik sowie die sehr eindrückliche therapeutische Herangehensweise mittels perfekter Fotodokumentation und hoben die besondere Herausforderung der Behandlung dieser Tumorform hervor.
In allen Fällen stellten sie die jeweilige Histologie detailliert dar und zeigten auf, wie diese zur differenzierten Diagnose und zur Wahl der passenden Therapie beiträgt.

Nach vielen interessanten Fragen aus dem Publikum ging es weiter mit dem Vortrag „Sjögren-Syndrom – Symptome, Diagnostik und Therapie“ von Apl.-Prof. Dr. med. Thomas Rauen (Sektionsleiter Rheumatologie und Oberarzt der medizinischen Klinik II, Uniklinik RWTH Aachen). Prof. Dr. Rauen erklärte zu Beginn den Zusammenhang zwischen Rheumatologie und Speicheldrüsenerkrankungen, wobei er das Sjögren-Syndrom als Hauptbeispiel nannte. Er erläuterte die Symptome dieses Syndroms, wie Mundtrockenheit und Augentrockenheit, sowie Risikofaktoren und psychosomatische Komorbiditäten, die oft hinzukommen. Zur objektiven Messung der Sicca-Symptomatik stellte er den Schirmer-Test zur Messung der Tränenproduktion und den Saxon-Test zur Messung der Speichelproduktion vor. Zudem differenzierte er zwischen dem primären und sekundären Sjögren-Syndrom. Der Vortrag beleuchtete auf interessante Weise die systemischen Auswirkungen des Syndroms, wie Fatigue, Lungenfibrosen und Arthritis, die den gesamten Körper betreffen können. In Bezug auf die Therapie stellte er die aktuellen rheumatologischen Empfehlungen vor, die symptomatische und immunmodulatorische Behandlungen umfassen. Abschließend ging er auf Ianalumab ein, ein neues Medikament, das in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse zur Behandlung des Sjögren-Syndroms zeigte.


Anschließend hielt PD Dr. med. Dr. med. dent. Marius Heitzer (Arzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen) einen Vortrag zum Thema „Komplikationen Speicheldrüsen-Chirurgie – Frey-Syndrom, Speichelfistel, Fazialisparese“. Der Vortrag begann mit einem interessanten Einstieg: dem Frey-Syndrom. Besonders eindrucksvoll war die fotografische Darstellung des Minor-Tests, mit dem das Syndrom sichtbar gemacht werden kann. Anschließend ging er auf eine weitere Komplikation nach Speicheldrüsenoperationen ein – die Speichelfistel. Er erläuterte deren Pathophysiologie, die klinische Diagnostik und stellte die konservativen Therapieoptionen vor, die mit Scopolamin, Botox und einem Druckverband eine Erfolgsrate von rund 80 % erreichen. Abschließend widmete sich PD Dr. Dr. Heitzer der Fazialisparese, wobei er sowohl unterschiedliche Erscheinungsformen als auch therapeutische Ansätze darstellte. Besonders eindrücklich waren die beiden klinischen Fallbeispiele: Zum einen zeigte er die Möglichkeiten der statischen chirurgischen Therapie, zum anderen präsentierte er einen erfolgreichen Fall aus der Aachener Klinik, bei dem eine dynamische Rekonstruktion mittels Cross-Facial-Nerve-Graft durchgeführt worden war, um die mimische Funktion wiederherzustellen.

Nach einer entspannten Mittagspause mit leckerem Essen startete der dritte Themenblock mit dem inspirierenden Vortrag von Steffi Nerius (Speerwurf-Weltmeisterin und olympische Silbermedaillengewinnerin) zum Thema „Wer bin ich im Team? Insights einer Speerwurf-Weltmeisterin“. Die ehemalige Weltklasse-Speerwerferin gab einen eindrucksvollen Einblick in ihre erfolgreiche Karriere. Sie erzählte nicht nur von den Höhepunkten ihrer sportlichen Laufbahn, sondern auch von den Herausforderungen, die sie auf ihrem Weg meistern musste. Besonders betonte sie die zentrale Rolle von Motivation, Durchhaltevermögen und mentaler Stärke, die ihr geholfen haben, ihre Ziele zu erreichen. Ein wichtiger Punkt in ihrem Vortrag war die Bedeutung der Teamarbeit. Steffi Nerius hob hervor, dass ihre Erfolge nicht nur das Resultat ihrer eigenen Leistung waren, sondern auch das Ergebnis eines starken und unterstützenden Teams. Nerius verdeutlichte, wie Teamarbeit nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Lebensbereichen ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Ihr Vortrag war nicht nur eine beeindruckende Darstellung ihrer sportlichen Erfolge, sondern auch eine wertvolle Lektion über die Kraft von Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung. Die Teilnehmenden konnten aus ihrem Vortrag wichtige Erkenntnisse für ihre eigene berufliche und persönliche Weiterentwicklung mitnehmen – insbesondere, wie wichtig es ist, ein starkes Netzwerk zu haben und als Team zusammenzuarbeiten.
Als letzter Vortrag dieses lehrreichen Fortbildungstages folgte die Fallpräsentation „Xerostomie – Herausforderungen bei komplexen oralen Rehabilitationen“ von Dr. med. dent. Lukas Waltenberger (Funktionsoberarzt der Klinik für zahnärztliche Prothetik, Uniklinik RWTH Aachen) und Dr. med. dent. Katharina Schaffrath (Fachzahnärztin für Oralchirurgie, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Uniklinik RWTH Aachen). Thema des Vortrags war die Belastung von Betroffenen durch Xerostomie, ein häufiges Symptom, das sowohl die Lebensqualität als auch die Mundgesundheit erheblich beeinträchtigen kann. Ein zentraler Aspekt des Vortrags war die Erläuterung der Ursachen von Xerostomie und deren objektive Erfassung. Zur besseren Erfassung und Bewertung wurde der "Clinical Oral Dryness Score" vorgestellt, ein systematisches Bewertungssystem, das dabei hilft, die Schwere der Xerostomie zu quantifizieren. Anhand eines Patientenfalls einer Tumorpatientin wurde die Anwendung dieses Scores in der Praxis anschaulich erläutert. Im zweiten Teil des Vortrags ging Dr. Waltenberger auf die besonderen Herausforderungen bei der prothetischen Rehabilitation von Xerostomie-Patienten ein. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich durch die verkürzte Lebensdauer restaurativer Maßnahmen und die Notwendigkeit intensiver Präventionsprotokolle, um die Mundgesundheit der Patientinnen zu stabilisieren und langfristig zu erhalten. Dies verdeutlichte er mit einem schönen Patientenfall.



Zum Abschluss erfolgten eine kurze Diskussion sowie der Dank an alle Sponsoren und Beteiligten. Das kommende Euregio-Symposium findet am 28.11.2026 als 25. Jubiläumssymposium statt.
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