Erfolgreicher Projektabschluss G.M.G.R. – Gewaltbetroffene Männer: Gesundheit und Risikoverhalten

Über drei Jahre untersuchte das vom Land NRW und der EU geförderte Projekt „G.M.G.R. – Gewaltbetroffene Männer: Gesundheit und Risikoverhalten“ den Zusammenhang zwischen Gesundheitsbelastungen, Gewalterfahrungen und gewaltaffinem Verhalten bei männlichen Patienten und Gewalttätern. Das Projektteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. rer. soc. Ute Habel, Leitende Psychologin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik RWTH Aachen, veröffentlicht nun Ergebnisse.

Im Rahmen des G.M.G.R.-Projekts wurden in verschiedenen Kliniken der Städteregion Aachen und im Ennepe-Ruhr-Kreis über 5.000 Männer zwischen 18 und 93 Jahren zu ihren Erfahrungen von erlebter und ausgeübter Gewalt befragt. Beinahe die Hälfte der Befragten (48,4%) berichtete über Gewalterfahrungen. Mit 25,0% ist der Anteil von Männern, die sowohl Opfer als auch Täter wurden, am höchsten. 18,6% gaben an, Opfer von Gewalt geworden zu sein, ohne jemals selbst Gewalt ausgeübt zu haben. Der kleinste Anteil von 4,8% berichtete, Täter geworden zu sein, ohne Opfererfahrungen gemacht zu haben. Die Auswertung verschiedener Faktoren zeigte, dass vor allem Opfererfahrungen das Risiko zur Gewaltausübung erhöhen. Hinter vielen Tätern stehen somit frühere Gewaltopfer. Besonders die Täter mit eigenen Opfererfahrungen, aber auch die Opfer selbst gaben eine Vielzahl von Gesundheitsbelastungen an, darunter häufig psychische Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, Depression und Angst. Ebenso gaben Täter, insbesondere jene mit eigener Opfererfahrung, häufiger riskante Verhaltensweisen wie Drogenmissbrauch und Glücksspiel an. Ausführliche klinische Interviews mit 100 Straftätern, die für Gewaltverbrechen verurteilt wurden, ergaben bei 82,2% der Probanden traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Zudem konnte bei 72,3% mindestens eine psychische Störung festgestellt werden, hierbei sind Persönlichkeitsstörungen noch nicht inbegriffen. Am häufigsten berichteten die Straftäter von Substanzmissbrauch, Substanzabhängigkeit und Depression.

Auf Basis der erfassten Daten entwickelte und erprobte das Projektteam Strategien medizinischer Prävention, Intervention und psychosozialer Unterstützung. Dazu zählte ein persönliches Beratungsangebot an der Uniklinik RWTH Aachen und den Kliniken im Ennepe-Ruhr-Kreis, das sich speziell an Menschen mit Gewalterfahrungen richtete. In den Regionen fand ein fachlicher Austausch und eine Vernetzung mit weiteren Gewaltberatungsstellen statt. Ergänzend zum persönlichen Angebot liefert der Webauftritt des Projektes (www.gmgr.de) eine umfassende Infothek für Betroffene, Interessierte und Unterstützende sowie die Möglichkeit einer Live-Chat-Beratung. Durch ein Fortbildungsangebot für medizinisches Fachpersonal wurden insbesondere Krankenpflegekräfte und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, zum Teil bereits während ihrer Ausbildung, im Umgang mit Gewalt geschult. Perspektivisch kann vor allem der Zusammenhang zwischen Sucht und Gewalt in weiteren Präventions- und Interventionsangeboten als Ansatzpunkt dienen.

Zum Abschluss stellt das Projektteam seine Ergebnisse am 9. Mai 2019 im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums in Düsseldorf der Öffentlichkeit vor.
Das Forschungsvorhaben wurde während der Projektlaufzeit mit 1,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.

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