Home Treatment-Projekt der KJP gewinnt DGPPN-Preis

Die Pflegekraft Ute Thevissen und die Ergo- und Gestalttherapeutin Varinja Blume aus der Uniklinik RWTH Aachen sind mit dem DGPPN-Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik 2021 ausgezeichnet worden. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ehrt vorbildliche, zukunftsweisende Projekte, Modelle und wissenschaftliche Untersuchungen der Pflege- und Gesundheitsfachberufe innerhalb der psychiatrischen Behandlungs- und Versorgungsformen.

Ute Thevissen und Varinja Blume erhalten den Preis für das Behandlungsangebot Home Treatment (HoT) an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters (KJP) der Uniklinik RWTH Aachen, bei dem jugendliche Patientinnen und Patienten mit Magersucht nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt zuhause weiterbetreut werden.

Das innovative und berufsgruppenübergreifenden Modell wurde vor drei Jahren ins Leben gerufen und von beiden Preisträgerinnen federführend gemanagt und durchgeführt. Das Projekt betreut Jugendliche, die an der juvenilen Anorexia nervosa leiden. Im Unterschied zu den in Deutschland üblichen 15 Wochen Krankenhausaufenthalt, dürfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Home Treatmens bereits nach zwei Monaten stationärer Behandlung zurück nach Hause. Dort wird eine weitere drei- bis viermonatige Behandlungsphase angeschlossen, in der ein multiprofessionelles Team die Familien im eigenen Heim aufsucht. Zwischen Woche eins und acht nach Entlassung erfolgen – je nach individueller Notwendigkeit – drei bis vier Behandlungsbesuche zuhause. Zwischen Woche neun und 16 erfolgen ein bis zwei Termine pro Woche zuhause. Hierbei erhält die/der Betroffene eine medizinische Betreuung, Psychotherapie durch eine Ärztin oder Psychologin, Ernährungstherapie sowie Unterstützung durch Mitarbeiterinnen der Pflege und Ergotherapie. Die psychotherapeutische Behandlung findet vorwiegend im Einzel- und Familiensetting statt. Ein Arztbesuch ist in dieser Zeit allerdings nur erforderlich, wenn es der gesundheitliche Zustand der Patientin erfordert. Allerdings wird der Gesundungsprozess durch wöchentliche Oberarzt- und Chefarztvisiten supervidiert. Zusätzlich zu den Hausbesuchen nehmen die Jugendlichen regelmäßig in der Klinik an einer Gruppenpsychotherapie für HoT-Patienten teil.

Großes Engagement und Begeisterung 

„Frau Thevissen und Frau Blume haben einen großen Beitrag zur Gestaltung des Home Treatments geleistet. Beide fahren regelmäßig in die Familien, um die Patientinnen oder Patienten und ihre Eltern dort zu betreuen“, lobt Univ.-Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann, Direktorin der KJP die engagierten Mitarbeiterinnen. „Sie tragen für meine Klinik einen wesentlichen Teil der Organisation dieser Behandlungsform bereiten Eltern und Jugendliche auf diese besondere Form des Behandlungssettings vor. Sie haben sich mit ganz großem Engagement und Begeisterung für diese neue Behandlungsform eingesetzt, was erheblich dazu beigetragen hat, dass hier ein enormer Erfolg für die Behandlung der jugendlichen Anorexia nervosa erzielt werden konnte.“

So erreichte das Team unter anderem, dass das Home Treatment von allen Krankenkassen finanziert wird. Eine Pilotstudie zeigte zudem, dass die Rückfallrate nach zwölf Monaten deutlich niedriger ist als in der tagesklinischen und stationären Behandlung. „Zudem schätzen die Eltern und die Jugendlichen nach eigener Aussage die Betreuung zuhause und gaben dem Projekt dafür sehr gute Noten, was insbesondere auch auf den Einsatz der beiden Preisträgerinnen zurückzuführen ist“, erklärt Klinikpflegedienstleitung Kurt Königs. 

Der Erfolg der Pilotstudie hat dazu geführt, dass die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters durch den Innovationsfonds eine große Förderung erhalten hat, um eine randomisiert-kontrollierte Studie zu dieser Behandlungsform multizentrisch an Kliniken der Maximalversorgung durchführen zu können. In dieser Studie werden Ute Thevissen und Varinja Blume große Teile der Schulung und Supervision für die anderen Kliniken übernehmen.

Die Verleihung des Preises fand im Rahmen des diesjährigen DGPPN Kongresses in Berlin statt.

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