Defektprothetik/-epithetik

Ausgedehnte Gesichtsdefekte bei angeborenen Fehlbildungen, nach Trauma oder Tumoroperationen können zu einer deutlichen Entstellung führen, die mit einer schweren psychischen Belastung einhergehen kann. Aufgrund der zentralen Bedeutung des Gesichts für die Persönlichkeit jedes Menschen, besteht praktisch immer ein ausgeprägtes Bedürfnis zur Korrektur. Die plastisch-chirurgische Rekonstruktion des Gesichtes mittels Gewebetransfer oder Gewebeverschiebung ist besonders zur Korrektur von Teildefekten geeignet. Es ist jedoch nicht immer möglich aber sinnvoll, die verloren gegangenen Strukturen mit körpereigenem Gewebe wiederherzustellen, z. B. wie bei einem Totalverlust der Orbita, der Ohrmuschel oder der Nase. In solchen Fällen ist oft nur nach vielfachen belastenden Operationen ein erträgliches Ergebnis zu erreichen. Darüber hinaus kann jede Gewebeverschiebung am Gesicht sowie Gewebetransfer von einem anderen Körperteil eine Narbe oder bei einem ungünstigen Heilungsverlauf eine Funktionsstörung an der Entnahmestelle hinterlassen. Der Allgemeinzustand sowie die Operationsfähigkeit des Patienten spielen für die Indikationsstellung ebenso eine entscheidende Rolle.

Ersatz von Gesichtsdefekten
Die therapeutische Alternative der Defektprothetik/-epithetik befasst sich mit dem künstlichen Ersatz von Gesichtsdefekten, die mit plastisch-chirurgischen Operationen nicht wiederhergestellt werden sollen. Die moderne Epithetik zur Rehabilitation großer Gesichtsdefekte stellt heute ein sicheres Verfahren dar. Mit osseointegrierten Implantaten aus Titan und magnet- oder stegverankerten Epithesen aus hochentwickeltem Silikon können heute bei richtiger Indikation funktionell und ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt werden. So erlauben Epithesen im Orbita- und Oberkieferbereich eine Schutzabdeckung und Abdichtung des Defektes mit Feuchtigkeitsregulierung, Wiederherstellung der Sprache und gegebenenfalls Schaffung eines Widerhaltes für intraorale Defektprothesen. Das Tragen einer Brille kann auch durch eine Nasenepithese möglich werden. Defektprothesen können teilweise implantatgestützt, mit implantatverankerten Epithesen kombiniert werden, so dass Kaufunktion und Gesichtsästhetik wiederhergestellt werden. Die Knochenverankerung der Gesichtsepithesen gibt diesen den notwendigen Halt und beseitigt das bisherige Problem der Instabilität.

Je nach Indikation eine Alternative zur plastisch-chirurgischen Defektrekonstruktion
Trotz Weiterentwicklung der Epithesen bleiben sie als künstliche "unnatürliche" Körperteile immer Fremdkörper. Die altersbedingte Veränderung des Materials stellt einen weiteren Nachteil dar. Nachteile der Knochenverankerung sind die nicht sicher zu vermeidende Weichteilentzündung, die seltene Implantatabstoßung und die sehr seltene unmögliche Implantation, wenn sich kein adäquater Knochen findet. Im Grunde stellen sie bei bestehender Indikation eine Alternative zur plastisch-chirurgischen Defektrekonstruktion am Gesicht dar, über deren Nutzen im Einzelfall zu entscheiden ist.