Seltene Behandlungsstrategie: Frühchen Adrian erhält spezielle Herzklappe

Der kleine Adrian kam in der 28. Schwangerschaftswoche und mit nur 980 Gramm Geburtsgewicht viel zu früh auf die Welt. Schon kurz nach der Geburt stellten Ärztinnen und Ärzte einen komplexen Herzfehler fest. Durch den Einsatz eines speziellen Herzklappenersatzes, der mit dem Wachstum des Jungen immer wieder nachjustiert werden muss, kann Adrians Herz endlich wieder richtig pumpen. Die Erweiterung der Klappe gelang nun minimalinvasiv.

Bei Adrian war die linke Herzhälfte von Geburt an ungewöhnlich klein ausgebildet. Vor allem die Hauptschlagader und die Mitralklappe waren deutlich verengt. Durch eine lebensbedrohliche Verengung der Hauptschlagader, einer Aortenisthmusstenose, verschlechterte sich Adrians Zustand. In der Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler an der Uniklinik RWTH Aachen, geleitet von Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Herberg, setzte das Katheterteam deshalb bei einem Gewicht von 980 Gramm per Herzkatheter einen kleinen Stent ein, der die verengte Stelle der Hauptschlagader erweiterte. Vier Monate später folgte eine Herzoperation durch Univ.-Prof. Dr. med. André Rüffer, Direktor der Klinik für Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler, um die Engstelle langfristig zu korrigieren.

Als Adrian fünf Monate alt war, öffnete das Team von Prof. Herberg und Oberarzt Dr. Majed Kanaan erneut mit einem Herzkatheter ein kleines Loch zwischen den Vorhöfen, um das Herz zu entlasten. „Doch mit zunehmendem Wachstum standen wir vor einem weiteren Problem“, erinnert sich Prof. Herberg: „Adrians linke Mitralklappe wurde immer enger. Ein herkömmlicher Klappenersatz war nicht möglich, weil das Herz zu klein war.“ Die Spezialistinnen und Spezialisten der Kliniken für Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie entschieden sich deshalb für eine außergewöhnliche Lösung: Sie setzten eine sogenannte Melodyklappe gemeinsam operativ in einer Hybrid-Operation ein. Diese Klappe ist eigentlich für ältere Kinder und Erwachsene mit Pulmonalklappenfehler gedacht. Bei Adrian funktionierte sie erfolgreich als Ersatz für die Mitralklappe. Doch erneut wurde die Klappe zu eng und musste erweitert werden bei dem kleinen einjährigen Patienten – ein weltweit seltener Eingriff.

„Da sich Kinderherzen mit dem Wachstum verändern, muss die Klappe regelmäßig durch eine Ballondilatation geweitet werden. Diese Anpassung gelang uns minimalinvasiv, mit einem Katheter über die Leiste. Wir freuen uns sehr, dass Adrian dadurch eine weitere Operation am offenen Brustkorb erspart blieb. Das ist eine tolle Teamleistung“, erklärt Prof. Herberg sichtlich stolz. Dank dieser innovativen Lösung geht es Adrian heute wieder gut. Sein Fall zeigt, wie moderne Herzmedizin und die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche selbst bei kleinsten Patientinnen und Patienten neue Wege eröffnen kann.

Für Presserückfragen wenden Sie sich bitte an:

Uniklinik RWTH Aachen
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Dr. Mathias Brandstädter
Tel. 0241 80-89893
kommunikationukaachende