Laut Schätzungen der WHO leben weltweit rund 254 Millionen Menschen mit Hepatitis B und etwa 50 Millionen mit Hepatitis C. Jährlich kommt es zu ca. 1,2 Millionen Neuinfektionen, wobei rund 1,3 Millionen Menschen an den Folgen einer Hepatitis-Infektion sterben. Der Begriff Hepatitis bedeutet „Leberentzündung“. Die Leber ist ein zentrales Organ. Sie entgiftet das Blut, reguliert das Immunsystem und die Blutgerinnung, unterstützt die Verdauung und spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel. Leberentzündungen können viele Ursachen haben, am häufigsten jedoch werden sie durch Hepatitisviren ausgelöst. Diese werden in die Typen A, B, C, D und E unterteilt.
Ursachen und Übertragungswege
Hepatitis A (HAV)
HAV wird meist über verunreinigtes Wasser oder kontaminierte Lebensmittel übertragen und tritt vor allem in Regionen mit schlechten sanitären Bedingungen auf, etwa durch Schmierinfektionen über Toiletten, Eiswürfel oder Badewasser. Auch eine sexuelle Übertragung ist möglich.
Hepatitis A ist für kurze Zeit hochinfektiös, gilt jedoch als die harmloseste Form der Virushepatitis, da sie nicht chronisch verläuft und meist von selbst ausheilt. Bei bestehenden Lebererkrankungen oder geschwächtem Immunsystem kann sie jedoch zu Komplikationen führen. Eine wirksame Schutzimpfung steht zur Verfügung.
Hepatitis B (HBV)
HBV wird über Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Vaginalsekret und Speichel übertragen, wie beim ungeschützten Geschlechtsverkehr oder durch mit dem Virus kontaminierte Nadeln. Auch unsachgemäße hygienische Bedingungen bei medizinischen Eingriffen, Tätowierungen oder Piercings sowie gemeinsam benutzte Drogenutensilien bergen ein Risiko. Eine infizierte Mutter kann das Virus bei der Geburt auf ihr Kind übertragen, was sich durch medizinische Vorsichtsmaßnahmen jedoch verhindern lässt.
In 95 bis 98 Prozent der Fälle heilt eine akute Infektion bei Erwachsenen innerhalb der ersten sechs Monate spontan aus. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist die Gefahr einer chronischen Erkrankung höher. Zwar kann eine chronische Hepatitis B nicht geheilt werden, jedoch lässt sich die Virusvermehrung durch Medikamente unterdrücken. Auch gegen Hepatitis B gibt es eine zuverlässige Impfung.
Hepatitis C (HCV)
HCV wird hauptsächlich durch Blut übertragen, insbesondere bei gemeinsam benutzten Nadeln beim Drogenkonsum oder unsauberem Tätowieren und Piercen. Das sexuelle Übertragungsrisiko ist deutlich geringer als bei HBV, steigt jedoch bei Verletzungen oder während der Menstruation.
Etwa 30 Prozent der Infektionen heilen in den ersten sechs Monaten spontan aus, rund 70 Prozent verlaufen chronisch. Eine Impfung gegen HCV existiert bislang nicht, allerdings ist die Erkrankung heute in den meisten Fällen medikamentös heilbar.
Hepatitis D (HDV)
HDV tritt ausschließlich in Verbindung mit einer Hepatitis-B-Infektion auf, da das Virus die Hülle des HBV zur Vermehrung benötigt. Die Übertragung erfolgt über Blut- oder Sexualkontakte.
Eine Koinfektion mit HDV gilt als besonders gefährlich, da sie die Leber schneller und stärker schädigt. Eine Impfung gegen HBV schützt gleichzeitig auch vor HDV.
Hepatitis E (HEV)
HEV wird ähnlich wie HAV durch verunreinigtes Wasser und Lebensmittel übertragen. Weltweit hatte etwa jede sechste Person bereits Kontakt mit dem Virus. Eine Infektion erfolgt häufig über rohes Fleisch (z. B. Mett von Schweinen oder Wildtieren), denn das Virus wird bei Temperaturen über 70 Grad abgetötet. Auch Feldfrüchte können infiziert sein, wenn sie mit tierischen Fäkalien gedüngt wurden.
In 99 Prozent der Fälle heilt eine HEV-Infektion spontan aus, kann jedoch bei Schwangeren oder Menschen mit Vorerkrankungen der Leber schwer verlaufen. In Europa existiert derzeit keine Impfung; in China ist ein Impfstoff gegen eine andere HEV-Variante verfügbar.
Symptome und Vorsorge
Nicht alle Infizierten zeigen die typischen Symptome wie Gelbsucht (gelbe Haut oder Augen), Magen-Darm-Beschwerden oder grippeähnliche Symptome. Auch unspezifische Anzeichen wie Müdigkeit oder dunkler Urin können auf eine Hepatitis hindeuten. Diese sollten im Rahmen eines Gesundheits-Check-ups ärztlich abgeklärt werden.






