Zweite erfolgreiche Kunstherz-Behandlung in der Klinik für Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler der Uniklinik RWTH Aachen

Aachen, 25.04.2025 – Zum zweiten Mal hat das Team der Klinik für Kinderherzchirurgie und Chirurgie angeborener Herzfehler der Uniklinik RWTH Aachen unter der Leitung von Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. André Rüffer erfolgreich ein Kunstherz bei einem Kind eingesetzt. Die Dreijährige konnte durch die Behandlung ohne eine Herztransplantation wieder vollständig genesen.

„Als die dreijährige Layan aufgrund eines Herz-Kreislauf-Schocks stationär bei uns aufgenommen wurde, war es schon fast zu spät für die kleine Patientin. Kurz nach ihrem Eintreffen in unserer Klinik zeigten sich bereits Anzeichen eines beginnenden Leber- und Nierenversagens. Ohne die rechtzeitige Behandlung mit einem Kunstherz wäre sie höchstwahrscheinlich kurz nach der Aufnahme verstorben“, erinnert sich Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. med. André Rüffer.

Ein externes Unterstützungssystem (ECLS) entlastete das Herz der Dreijährigen zunächst vorübergehend. Bei dieser Art der Behandlung bleibt der Brustkorb geöffnet und die Patientinnen und Patienten werden beatmet. Nach der Stabilisierung der Nieren- und Leberfunktion erfolgte dann die Implantation eines ventrikulären Unterstützungssystems (VAD) vom Typ Berlin Heart EXCOR® Pediatric anstelle des ECLS. Das spezielle parakorporale VAD der deutschen Firma Berlin Heart ist für Kinder und Säuglinge derzeit das einzige zugelassene System. Bei Jugendlichen findet die Pumpe des Kunstherzens innerhalb des Brustkorbs Platz. Aufgrund der geringen Körpergröße treibt bei Kindern und Säuglingen, wie es auch bei Layan der Fall war, eine externe Pumpe das System an. Die Kanülen werden dabei aus der Haut geführt und mit der Antriebseinheit verbunden, welche das Herz in der Pumpleistung unterstützt. 

Gemeinsam für eine erfolgreiche Behandlung

„Aus chirurgischer Perspektive handelt es sich bei der Kunstherzimplantation um einen Routineeingriff“, sagt Prof. Rüffer. „Kunstherzsysteme erfordern generell einen interdisziplinären und multiprofessionalen Einsatz diverser Fachabteilungen. Die Kinderherzchirurgie und das Team der Kinderkardiologie um Prof. Herberg gehen dabei traditionell immer Hand in Hand.“ Herausfordernd ist laut Prof. Rüffer vor allem die weitere Behandlung der Patientinnen und Patienten. Neben der Feineinstellung am VAD-System sowie der medikamentösen Einstellung der Blutgerinnung ist auch die Integration der Patientinnen und Patienten mitsamt ihren Familien auf der Station in der Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler eine zentrale Aufgabe. 

Die Überbrückung (bridge) durch ein VAD erfolgt entweder bis zur Erholung der Herzfunktion (bridge-to-recovery) oder bis zur Herztransplantation (bridge-to-transplant). Eine Erholung des Herzens wird in der Regel innerhalb von drei Monaten erwartet, im Fall einer Transplantation sind hingegen Wartezeiten von mehreren Jahren auf ein Spenderorgan nicht ungewöhnlich. Beide Wege zur Genesung standen Layan von Anfang an offen. Umso mehr freute sich das Klinikteam und Layans Familie, dass sich ihre Herzfunktion nach drei Monaten auch ohne eine Herztransplantation optisch verbesserte. 

Vollständige Genesung ohne Herztransplantation

Nach der Verbesserung erfolgte ein erster Entwöhnungsversuch vom VAD mit einem begleitenden diagnostischen Herzkatheter. Allerdings zeigte sich unter der Reduktion der Pumpenfrequenz weiterhin eine eingeschränkte Belastungsfähigkeit der Patientin sowie eine unzureichende Herzfunktion. Die Unterstützung durch das VAD wurde daraufhin fortgeführt. „Zur weiteren Förderung der Erholung des linken Herzens entschieden wir uns für die Anlage eines zentralen pulmonalarteriellen Bandings“, erklärt Prof. Rüffer. „Bei diesem neuen Verfahren öffnen wir den Brustkorb erneut und legen ein Bändchen um die zentrale Lungenarterie. Durch die Drosselung der Lungenarterie kommt es zu einem Druckanstieg in der ‚gesunden‘ rechten Herzkammer, wodurch sich die Kammernscheidewand nach links verschiebt und die Pumpleistung des linken Herzens unterstützt wird. Die darauffolgenden echokardiographischen Kontrollen zeigten eine schrittweise verbessernde Pumpfunktion von Layans Herz.“ Nach weiteren drei Monaten konnte das Kunstherz wieder entnommen werden und Layan durfte die Uniklinik RWTH Aachen kerngesund verlassen.

Layan war bereits die zweite kleine Patientin, die durch den Einsatz des Berlin Heart Systems als bridge-to-recovery in der Uniklinik RWTH Aachen ohne eine Herztransplantation vollständig genesen konnte. Bereits Anfang des Jahres 2024 rettete Prof. Dr. Rüffer zusammen mit seinem Team aus der Kinderherzchirurgie und dem Team der Kinderkardiologie um Univ.-Prof. Dr. med. Ulrike Herberg dem Säugling Theo nach akutem Herzversagen mithilfe des VAD-Systems das Leben.

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